Maria und Josef in Miniatur und ganz groß


Esslinger Zeitung vom 03.12.2008

WENDLINGEN: Krippen aus aller Welt gewähren im Stadtmuseum einen facettenreichen Einblick in die Kulturen

Von Sabine Försterling

Die heilige Familie ist weit gereist. Ob aus Südamerika, Afrika oder Europa, ob aus Bambus, Gips oder Garn - Maria und Josef haben Unterschlupf im Wendlinger Stadtmuseum gefunden. Die 70 Weihnachtskrippen aus aller Welt gewähren einen facettenreichen Einblick in unterschiedliche Kulturen und künstlerische Gestaltungen. Der Besucher sollte sich viel Zeit nehmen. Dann entdeckt man immer wieder neue Details und auch Ungewöhnliches. So kann der Stall von Bethlehem auch eine aufgebrochene Kalebasse, eine Nussschale oder eine Streichholzschachtel sein. „Viele Wendlinger verzichten an Weihnachten auf ihre Krippen“, sagt Peter Hoefer vom Museumsverein. Pfarrerin Ute Biedenbach, die über eine kleine Sammlung verfügt, hatte im Sommer den Anstoß für die Ausstellung gegeben.

Vielfalt an Krippen

Die Wendlinger sind weit gereist. Roland Durst hatte das Volk der Aymara in Peru besucht. Der Bus war schon abfahrbereit, da entdeckte er die tönernen Figuren in Landestracht in einer Dorfhütte, und die Mitreisenden mussten warten. Da die Krippe nicht ins Flugzeug passte, fertigte Durst mit viel Liebe zum Detail den Stall selbst an. Ein rußgeschwärzter Topf hängt über dem Feuer. Apropos Stall. In Guatemala taucht die heilige Familie auf, wenn man die winzige Kirche lüftet. Maria und Josef sowie das Jesuskind finden auch in aufgebrochenen Kalebassen, einer Nussschale oder einer Streichholzschachtel wie aus dem Erzgebirge Platz.

Während die einen Krippen minimalistisch gestaltet sind, warten die anderen mit einer üppigen Ausstattung auf. „Schauen Sie sich den kleinen Lausbub auf der Bank an, meint Regine Knapp vom Museumsverein schmunzelnd. In der Krippe aus Südtirol tummeln sich neben den Schafen ein mit Geschenken beladener Elefant und ein Mongole unter den Königen, die sogar ihre Lakaien mitgebracht haben. Die Krippe aus der Kirche in der Partnerstadt Dorog mit ihren zahlreichen, bemalten Gipsfiguren hat zwei Weltkriege überlebt.

Neben den althergebrachten überraschen auch unkonventionelle, abstrakte Darstellungen und Materialien. So wurde die heilige Familie aus Manila aus Palmenholz gefertigt; die aus Taiwan besteht aus Bambus. Eine Krippe kann man häkeln wie die Ärmsten der Armen beweisen, die den Kranz mit der biblischen Szene gegen Lebensmittel getauscht hatten, oder auch in einem Guss aus einer Wurzel schnitzen. Die einen mögen es bunt wie in Portugal und die anderen schwarz wie in Tansania. Bei manchen Figuren tauchten mit Blick auf das richtige Arrangement bei den Vereinsmitgliedern einige Fragen auf. Rätselhaft bleibt, woher die Krippe mit Palmen aus dem Fundus stammt.

Nicht nur die Wendlinger Bürger haben ihre weihnachtlichen Kleinodien aus aller Welt zur Verfügung gestellt. Die Steyrischen Missionsschwestern aus Argentinien und der nigerianische Pfarrer Kenneth Nwokolo haben ihre beigesteuert, sodass die Ausstellung einen vielseitigen Einblick in die Weihnachtsgeschichte gibt. Kleine Besucher können ihre eigenen Vorstellungen auf Papier festhalten und an eine extra dafür vorgesehene Wand pinnen.

Die Ausstellung „Weihnachtskrippen aus aller Welt“ im Stadtmuseum, Kirchstraße 4-6, dauert bis zum 2. Februar. Öffnungszeiten sind donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr.

www.museum-wendlingen.de

 

 

 

 

 

Wendlinger Zeitung vom 02.12.2008

Krippen als Völker verbindendes Element

Sonderausstellung „Weihnachtskrippen aus aller Welt“ im Wendlinger Stadtmuseum eröffnet – Malwettbewerb für Kinder

WENDLINGEN. Das Wendlinger Stadtmuseum im alten barocken Pfarrhaus in der Kirchstraße in Unterboihingen ist ein besonderes Kleinod. Zu den Besonderheiten dieses heimatgeschichtlichen Museums zählt auch der Betrieb durch einen ausgesprochen rührigen Museumsverein. Am Sonntag hat der Verein eingeladen zu einer weiteren Sonderausstellung, die mit viel Engagement zusammengetragen und aufgebaut wurde. Das Engagement des Museumsvereins zeigt sich aber auch seit Jahren im Adventsverkauf auf dem Wochenmarkt. In diesem Jahr können Projekte der Steyrer Mission und solche im nigerianischen Ulano bedacht werden.


CHRISTA ANSEL

Wendlingens Bürgermeister Frank Ziegler eröffnete die Ausstellung „ Weihnachtskrippen aus aller Welt“ am Sonntag im Gewölbekeller der Pfarrscheuer, die Teil des Wendlinger Stadtmuseums ist.

Als der Museumsverein sich die Frage stellte, welches Thema sich für eine weitere Sonderausstellung anbiete, habe Pfarrerin Ute Biedenbach den Vorschlag gemacht, Krippen zu zeigen, betonte Peter Hoefer, Vorsitzender des Museumsvereins. Zuerst sei man diesem Vorschlag eher skeptisch begegnet, habe dann aber schnell festgestellt, dass nicht nur alle drei Wendlinger Partnerstädte aus Frankreich, Ungarn und Österreich Krippen-Exponate bereitstellen konnten, sondern auch im Kreis der Bevölkerung eine bunte Vielfalt Krippen anzutreffen ist. Schließlich habe man alle Beziehungen genutzt und eine große Vielfalt an Krippen aus allen Erdteilen zusammentragen können. Selbst Pfarrer Kenneth Nwokolo habe schon im Hochsommer eine Krippe aus Nigeria für die Wendlinger Ausstellung mitgebracht.

Pfarrerin Ute Biedenbach, Ideengeberin der jüngsten Sonderausstellung im Wendlinger Stadtmuseum, führte bei der Eröffnung am Sonntag in das Thema „Weihnachtskrippen aus aller Welt“ ein. Ute Biedenbach ging ein auf die Grundlage aller Krippen, die biblische Erzählung von der Geburt Jesu Christi im Lukas-Evangelium. Auch die Erzählung im Matthäus-Evangelium werde verwendet, vor allem für die Fortsetzung der Geburtsgeschichte mit dem Besuch der Weisen. Krippen seien nicht nur Schmuck, sondern drückten das Bedürfnis der Menschen aus, sich mit den Gestalten der Weihnachtsgeschichte zu identifizieren, eine persönliche Nähe zum Jesuskind herzustellen. Und die Krippe sei ein Medium der christlichen Unterweisung, der Völkerverständigung und Friedensbotschaft.

Eine Krippe, so die Pfarrerin der Eusebiuskirche, bestehe mindestens aus der Heiligen Familie, also aus Maria, Josef und dem Christkind, und einem schützenden Gebäude. Vielfach werde die Krippe aber ergänzt beispielsweise durch den Stern von Bethlehem, durch Engel, Ochse und Esel und Hirten. Als Gegenpol zu den Hirten dienten die Könige, die häufig durch ihre Hauptfarbe bestimmten Erdteilen zugeordnet wurden.

Darstellungen von der Geburt Jesu habe es vor dem 16. Jahrhundert nur in Gemälden und Altarreliefs gegeben. Im Mittelalter dann sei der Brauch aufgekommen, Jesuskind-Figuren zu fertigen und in den Mittelpunkt der weihnachtlichen Anbetung zu stellen. Die älteste bekannte Figurenkrippe stehe in einer Kirche in Neapel. Neapel und Sizilien, so Ute Biedenbach, galten als die großen Zentren der Krippenkultur.

Krippentradition hat katholischen Ursprung

Weihnachtskrippen, das zeigte die Rednerin in ihrer ausführlichen Beschreibung auf, sind in den verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich vertreten. Das hänge mit der Konfessionsverteilung zusammen. Die Krippentradition blühe vor allem in katholischen Gebieten, während man in evangelischen Regionen das Geschehen im Stall mehr mit Worten feiere. Bis ins 20. Jahrhundert habe man in Deutschland und vor allem in Württemberg beim Blick in die Weihnachtsstube schnell ausmachen können, ob die Familie katholisch oder evangelisch war. In vielen evangelischen Kirchen habe es lange keine Weihnachtskrippen gegeben. Auch in der Eusebiuskirche habe man erst in den 70er-Jahren auf Bitten der Kinderkirche Figuren einer Weihnachtskrippe eingeführt.

In der Zwischenzeit, so Ute Biedenbach, seien Krippen ein Weltkulturgut. Kaufleute und Missionare hätten diese in aller Welt verbreitet. Längst habe sich eine eigenständige Entwicklung in aller Welt herausgebildet. Krippen sieht die Pfarrerin als Spiegel des Denkens und Fühlens der Menschen und ihrer Zeit. Das lasse sich auch an der Ausstellung im Wendlinger Stadtmuseum gut ablesen.

Im Vorfeld der Sonderausstellung im Stadtmuseum haben Frauen des Museumsvereins wieder eine Vielfalt an adventlichen Dekorationen gebastelt und auf dem Wochenmarkt verkauft. Jeweils 500 Euro aus dem Erlös dieser Aktion konnte Peter Hoefer am Sonntag an Walter Weißenberger für die Steyrer Mission (diese hat eine ganze Reihe von Krippen für die Ausstellung bereitgestellt) und an Irmgard Straub für die nigerianischen Projekte von Pfarrer Kenneth Nwokolo übergeben.

Die Ausstellung im Stadtmuseum ist bis zum 2. Februar zu folgenden Zeiten zu besichtigen: donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Zur Eröffnung der aktuellen Sonderausstellung versammelten sich zahlreiche Interessierte im Gewölbekeller unter der Pfarrscheuer. Als Ergebnis des jüngsten Adventsverkaufs des Museumsvereins konnte dessen Vorsitzender Peter Hoefer (Zweiter von rechts) jeweils 500 Euro für die Steyrer Mission und den nigerianischen Pfarrer Kenneth Nwokolo übergeben. Irmgard Straub von der Katholischen Kirchengemeinde (links) und Walter Weißenberger (Mitte) nahmen die Schecks stellvertretend entgegen; rechts Bürgermeister Frank Ziegler. Fotos: sel/Knapp


 

25.11.2008

Wendlinger Zeitung vom 25.11.2008

Bunte Vielfalt von "Krippen aus aller Welt"

Im Wendlinger Stadtmuseum wird am 30. November eine neue Sonderausstellung eröffnet – Kinder zeichnen ihre Krippe

WENDLINGEN. In manchen Wendlinger Familien muss in diesem Jahr auf eine lieb gewordene Tradition verzichtet werden. Die Krippenfiguren, weit verbreitetes Symbol für das Weihnachtsfest, sind ausgelagert. Ausnahmsweise. Zur Verfügung gestellt wurden die Krippen aus aller Welt dem Museumsverein, der im Wendlinger Stadtmuseum eine ungewöhnliche Ausstellung zusammengetragen hat. „Krippen aus aller Welt“ können vom 30. November bis Lichtmess, dem 2. Februar 2009, dort besichtigt werden. Der Weg ins Stadtmuseum lohnt sich, die Vielfalt der gezeigten Exponate überrascht.


CHRISTA ANSEL

Wendlingens Stadtmuseum in der Kirchstraße in Unterboihingen wird ehrenamtlich von Mitgliedern des Museumsvereins geführt. Mitglieder dieses Vereins sind es auch, die jetzt die jüngste Ausstellung „Krippen aus aller Welt“ vorbereitet haben. Die Idee dazu lieferte Pfarrerin Ute Biedenbach. Verantwortlich für die Umsetzung zeichnen Peter und Traudel Hoefer, Regine und Franz Knapp sowie Margret und Joachim Kuschel.

Wie schon bei den Sonderausstellungen der vergangenen Jahre – gezeigt wurde Wendlingens Schulgeschichte, Weihnachtsschmuck oder Spielzeug aus der Stadt – wurde auch jetzt wieder in erster Linie bei Menschen, die in Wendlingen zu Hause sind oder enge Verbindungen hierher pflegen, nach Exponaten gefragt. Im Ergebnis dieser wunderschönen Ausstellung ist das enge Netzwerk des Museumsvereins genauso zu erkennen wie die große Bereitschaft der Wendlinger Bevölkerung, für ihr Stadtmuseum Exponate bereitzustellen und in diesem Jahr also sogar auf die eigene Krippe zu verzichten.

Krippenfiguren aus aller Herren Länder

Eröffnet wird die Ausstellung „Krippen aus aller Welt“ im Dachgeschoss des Stadtmuseum am 30. November, dem ersten Advent-Sonntag. Besichtigt werden können die kleinen und großen handwerklichen Kunstwerke aus Holz, Ton oder Papier dann bis 2. Februar 2009. Diese Zeit wurde ganz bewusst gewählt, dauert der Weihnachts-Festkreis doch bis Lichtmess an. In Zeiten, in denen der Weihnachtsbaum oft schon vor dem Fest aufgestellt und danach schnell wieder entsorgt wird, will der Museumsverein ganz bewusst an die alte Tradition erinnern. In katholischen Familien und zu Zeiten, da die Wohnzimmer unbeheizte und selten genutzte Räume waren, blieb der Baum bis Lichtmess stehen.

Vertreten sind in der Ausstellung des Stadtmuseums Krippen aus nahezu allen Erdteilen. Schwester Waldemaris vom Steyrer Orden ist nicht nur eng mit Schwester Waltrudis und ihren Wendlinger Angehörigen verbunden. Für die Ausstellung im Stadtmuseum hat sie eine ganze Reihe von bunten, fröhlichen, naiv dargestellten Krippen aus Bolivien zur Verfügung gestellt. Aus ihren Beständen stammen aber auch ganz schlicht aus Bambusholz gefertigte Krippen von den Philippinen oder die aus einer Palmwurzel geschnitzte argentinische Krippe. Sie sind Beispiele für handwerkliche Kunstwerke, die die Ärmsten der Armen gegen Lebensmittel getauscht haben.

In den beiden Räumen im Dachgeschoss des Museums sind aber unter anderem auch Krippen aus allen drei Wendlinger Partnerstädten ausgestellt. Aus dem ungarischen Dorog werden Krippen genauso gezeigt wie aus Saint-Leu-la-Forêt oder dem österreichischen Millstatt.

Die Vielfalt der Herkunftsorte, von denen Krippenfiguren nach Wendlingen gebracht und jetzt für die Sonderausstellung bereitgestellt werden, ist riesig: Belgien, Portugal, Italien, Südtirol, Taiwan, Ägypten, Chile, Mexiko, Peru, Bangladesch, Bethlehem, Guatemala oder viele afrikanischen Ländern, daher auch eine von Pfarrer Kenneth Nwokolo ausgeliehene Krippe.

Zwischen Ochs und Esel: Wasserbüffel und Elefanten

Die Besucher dürfen sich auf traditionelle Krippen genauso freuen wie auf kuriose Darstellungen. Als Beispiel mag die alte Schallplatte mit Weihnachtsliedern von Heino gelten, in deren Plattencover sich eine papierene Krippe öffnet. Ähnlich entpuppt sich auch das Weihnachts-Päckchen aus Belgien.

Die Heilige Familie, die Drei Könige, Ochs, Esel, Schaf und Hirten sind Figuren, die fast jedem als Bestandteil einer Weihnachtskrippe bekannt sind. Im Museum ist noch viel mehr zu entdecken: da finden sich Wasserbüffel, Elefanten oder auch Kamele oder Krippenfiguren als Ausstecherle für die Weihnachtsbäckerei oder solche, die bis zu einem halben Meter groß sind. Freuen dürfen sich die Besucher aber auch auf Krippenfiguren, die an verstorbene Wendlinger erinnern: Xaver Hagspiel und Rudolf Unverdruß.

Kinder sind rund um die Ausstellung aufgefordert, ihre Vorstellung von einer Krippe zu zeichnen. Die Bilder können im Stadtmuseum abgegeben oder in den Briefkasten geworfen werden. Alle Arbeiten von Kinderhand werden dort ausgestellt. Ein Bilderreigen, der also während der Ausstellungszeit wachsen wird und immer wieder neue Einblicke in Kindervorstellungen eröffnet.

Bei der Eröffnung am 30. November sind die Besucher darüber hinaus aufgefordert, selbst aktiv zu werden, an der Gestaltung einer Krippe mitzuwirken. Wie das aussehen kann, das soll bis zur Vernissage am ersten Advent nicht verraten werden.

Wenige Beispiele aus der Ausstellung „Krippen aus aller Welt“ im Wendlinger Stadtmuseum: links Krippen aus Bolivien, mal sind die Figuren gehäkelt und auf einem Strohkranz befestigt, mal in Kalebassen installiert; rechts eine Krippe aus Argentinien, die Figuren wurden aus einer Palmwurzel geschnitzt. sel

 

 

Gemütliches Fest im Pfarrgarten (WZ vom 18.09.2008)

Gemütliches Fest im Pfarrgarten

Kürzlich feierte der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen sein traditionelles Mostfest. Im historisch hergerichteten Pfarrgarten konnten sich die Besucher gemütlich niederlassen und sich an Speisen und Getränken laben. Zwiebelkuchen, Apfel- und Zwetschgenkuchen aus dem Backhäusle waren ebenso gefragt wie der Birnenmost. Auch die Roten Würste mit herzhaftem Holzofenbrot fanden sehr guten Absatz. Obwohl das Mostfest den ganzen Tag über von kaltem herbstlichem Wetter begleitet wurde, nutzen doch wieder viele Besucher die Gelegenheit, sich mit Freunden zu einem gemütlichen Plausch zu treffen. Dank dem Einsatz der fleißigen Helfer des Museumsvereins, klappte die Versorgung hervorragen, sodass man sich bereits heute auf das nächste Fest freuen kann. pm


 

Giebel von Unterboihinger Pfarrscheuer wurde behutsam renoviert (WZ vom 19.06.2008)

Handwerker und Mitglieder des Museumsvereins waren vergangene und vorletzte Woche an der Pfarrscheuer beim Stadtmuseum mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt. An dem alten Gemäuer hat der Zahn der Zeit arg genagt, besonders der östlichen Giebelseite haben Regenfälle und Winderosion stark zugesetzt. Das Mauerwerk zwischen den Balken hatte sich dadurch gelockert. Um dem fortschreitenden Zerfall Einhalt zu bieten, hat man nun zu den Sicherungsmaßnahmen gegriffen. Bei der behutsamen Renovierung wurde darauf geachtet, dass die Reste des alten Putzes erhalten bleiben. Am vergangenen Samstag haben nun Mitglieder des Museumsvereins das Fachwerk mit Bürsten gesäubert (Bild links). Bereits vor einigen Jahren hat der Museumsverein die gelockerten Mauerfelder zwischen den Balken an der Südseite der Pfarrscheuer dicht gemacht. Der Ortgang, der seitliche Abschluss der Dachfläche, wurde im Zuge der jetzigen Arbeiten außerdem erneuert. Die abgeschlossenen Arbeiten an der Pfarrscheuer dienen laut Peter Hoefer, Vorsitzender des Museumsvereins, der Substanzerhaltung und sind nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – der Beginn von Sanierungsarbeiten. Die eigentliche Sanierung von Pfarr- und Drittelscheuer wird wohl noch einige Jahre dauern: Geplant ist, beide Scheuern nach der Renovierung in das Museumskonzept einzubinden. Als nächstes Projekt hat der Museumverein den Einbau einer Zisterne im Pfarrgarten im Visier. Das Bild (rechts) zeigt einen Teil der Mitglieder beim Holzsägen für das Anheizen des Backhauses. gki

 

 

 

 

 

 

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Bericht Blättle vom 22.02.2008

 

Wendlinger Zeitung vom 13.02.2008

Millionen Jahre alte Zeugen der Urwelt

Im Stadtmuseum Wendlingen wird am Sonntag eine Sonderausstellung eröffnet

Gezeigt werden Fossilien aus dem Schwäbischen Jura

WENDLINGEN. Der umfangreiche Bestand an Exponaten des Stadtmuseums Wendlingen wurde vielfach bereits umgezogen, bevor der Museumsverein eigene Lagerräume in der ehemaligen Volksbank in der Brückenstraße beziehen konnte. Wie umfangreich die Sammlung der Zeugnisse vergangener Zeiten ist, das wissen meist nur die Mitglieder des Museumsvereins. Einer davon, Joachim Kuschel, hat jetzt die Fossilien-Sammlung des Stadtmuseums gesichtet und viele Exponate für eine Sonderausstellung im Stadtmuseum Wendlingen ausgesucht. Ergänzt werden diese Zeugen der Urwelt durch Exponate aus der privaten Sammlung von Roland Durst. Ab kommenden Sonntag können sich Interessierte im Stadtmuseum auf eine Zeitreise begeben, die Jahrmillionen zurückführt in die Jurazeit auf der Schwäbischen Alb.


CHRISTA ANSEL

Viel Geld hat die Stadt Wendlingen in den Ausbau des Stadtmuseums gesteckt. Lebendig machen das Museum aber in erster Linie die Sonderausstellungen. Verantwortlich für den Betrieb des Stadtmuseums und für die immer wieder stattfindenden Ausstellungen zu Sonderthemen ist der Museumsverein mit seinem hohen Einsatz an ehrenamtlichem Engagement. Einer, der hier mitarbeitet, ist Joachim Kuschel, der die am Sonntag beginnende Ausstellung zum Thema Zeugen der Urwelt vorbereitet hat und dabei von seiner Frau Margret tatkräftig unterstützt wird.

Die jüngste Sonderausstellung zum Thema Als die Großeltern noch klein waren lockte wieder zahlreiche Besucher ins Stadtmuseum. Ein solches Besucherinteresse wünscht sich der Museumsverein auch für die nächste und ab kommenden Sonntag geöffnete Ausstellung mit Fossilien aus dem Bestand des Museums und aus der privaten Sammlung von Roland Durst. Die meisten der zu sehenden Exponate wurden so bisher nie der Öffentlichkeit gezeigt.

Ausgestellt sind die zwischen 110 und 190 Millionen Jahre alten Fossilien aus dem Schwäbischen Jura in den beiden Räumen für Sonderausstellungen im Dachgeschoss des Stadtmuseums. Wer sich für diese Zeugen der Urwelt interessiert, findet in der Ausstellung nicht nur ganz seltene versteinerte Funde, sondern auch ausreichend Informationen zur Jurazeit auf der Schwäbischen Alb. Die Ausstellung dokumentiert also die Entwicklung der Lebewesen der Erde, zeigt Fossilien und Versteinerungen, die sich in den aufeinanderfolgenden Formationen der Erdgeschichte erhalten haben.

Was die Ausstellung besonders interessant macht, sind die vielen Funde, die beispielsweise auch rund um Wendlingen gemacht wurden. Da rückt die Entstehung der Erde ganz nahe heran an ein Stück Heimatkunde, das anschaulicher kaum dargestellt werden kann. Eine der Vitrinen konzentriert sich da beispielsweise auf die typischen Fundstücke, die Wanderer auf der Markung und im Flussbett der Lauter in der Vergangenheit entdeckten und mit etwas Glück und dem richtigen Blick noch immer entdecken können.

Damit auch die jüngsten Besucher ihren Spaß an der neuen Ausstellung haben, wurde eigens eine Schatzkiste vorbereitet. Im Spielsand vergraben warten kleine Schnecken und Versteinerungen darauf, von den Kindern gefunden zu werden.

Aber das ist eben nur eine Facette der Zeugen der Urwelt. Die Exponate hinter Glas erzählen von den geologischen Schichten der Schwäbischen Alb, vom Schwarzen Jura, dem bis zu 190 Millionen Jahre alten Lias, dem Braunen Jura oder dem Weißen Jura. Da gibt es Hinweise auf die sechs Einzelschichten des Jura, auf Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon und Zeta. Letztere steht für Lagunen, die sich im Schwamm-Algenriff gebildet haben. Ein Beispiel dafür ist der Nusplinger Steinbruch mit seinem Plattenkalk. Wendlingen gehört übrigens zum Schwarzen Jura, der etwa auf Höhe von Holzmaden endet.

Ausstellungsbesucher bekommen Informationen zu den Begriffen Versteinerung, Fossil oder Saurier, erfahren von den ältesten Gesteinen der Region und werden auf das Ende der Triaszeit hingewiesen, als vor rund 190 Millionen Jahren das Jurameer den größten Teil Süddeutschlands überflutete. Gegen Ende der Jurazeit, vor etwa 140 Millionen Jahren, zog sich das Meer aus Südwestdeutschland zurück. Die nachfolgende Kreidezeit hinterließ keine Zeugnisse, erst im Tertiär, seit etwa 25 Millionen Jahren, entstanden neue Ablagerungen.

Das Stadtmuseum Wendlingen im Stadtteil Unterboihingen ist zur Besichtigung geöffnet donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Joachim Kuschel investiert viel Zeit und Engagement in den Aufbau der jüngsten Sonderausstellung im Wendlinger Stadtmuseum. Gezeigt werden vom kommenden Sonntag an bis 30. April Fossilien aus den Museumsbeständen und aus einer privaten Sammlung. sel

 

 

 

 

Spielen verboten im Kinderkaufladen

Esslinger Zeitung vom 10.01.2008

WENDLINGEN: „Als die Großeltern noch klein waren“ heißt die Sonderausstellung im Stadtmuseum - Dia-Schau mit Kinderbildern

Von Elisabeth Maier

Spielsachen konnten sich die Menschen in den Jahren des Zweiten Weltkriegs kaum leisten. Da bastelten Eltern für ihre Jungen und Mädchen einfach selbst ein Mühlespiel. Das Spielbrett war schnell auf einen Karton gekritzelt. Als Figuren dienten rote und weiße Bohnen. „Das selbst gebastelte Spiel hat ein Wendlinger auf seinem Dachboden gefunden“, erzählt Angela Heilemann, die im Wendlinger Stadtmuseum die neue Jahresausstellung mitgestaltet hat.„Als die Großeltern noch klein waren“, lautet der Titel der Schau, die noch bis 3. Februar im Stadtmuseum in der Kirchstraße zu sehen ist. Traudel Hoefer, Angela Heilemann sowie Margit und Joachim Kuschel haben die Exponate gesammelt und liebevoll in Vitrinen oder im oberen Stockwerk des Museums arrangiert. Roland Durst hat eine Dia-Schau mit Kinderbildern aus Wendlingen, Unterboihingen und Bodelshofen zusammengestellt. Die können die Ausstellungsbesucher jederzeit anschauen. Da rutschen Knirpse den schneebedeckten „Kapellenbuckel“ hinunter. Ein gestrenges Fräulein Lehrerin mit festgezurrtem Haardutt blickt auf dem Klassenfoto mit ihren eifrigen Schützlingen in die Kamera. „Uns ist es wichtig, Stadtgeschichte in allen Ortsteilen zu dokumentieren“, sagt Angela Heilemann. Anfangs hätten die Wendlinger das Museum kritisch beäugt, weil es ja im ehemaligen Unterboihinger Pfarrhaus untergebracht ist. Zwischen den beiden Stadtteilen gibt es vor allem bei älteren Bürgern Animositäten. Nach Ansicht von Peter Hoefer, dem Chef des Museumsvereins, haben die Ausstellungsprojekte wesentlich dazu beigetragen, dass die Menschen in den Stadtteilen jetzt aufeinander zugehen. Gerade viele Ältere hätten sich da früher schwer getan. Das Museum führen rund 20 Ehrenamtliche inzwischen in Eigenregie.

Kunstvoll gedrechselte Holzgriffe

Besonders schöne Exponate hat die Wendlinger Industriellenfamilie Otto zu der Ausstellung beigesteuert. Der schmucke Holzkaufladen sieht fast aus wie ein echtes Lebensmittelgeschäft. Die winzigen Griffe der Schubladen sind kunstvoll gedrechselt. „Der war allerdings nur zum Anschauen da“, sagt Traudel Hoefer. Das wertvolle Stück wurde jedes Jahr aufgestellt, aber spielen durften die Kinder damit nicht.

Das ist bei den vielen Puppen ganz anders. Von der wasserstoffblonden Barbie mit Wespentaille bis hin zur niedlichen Schildkröt-Babypuppe reicht das Spektrum. Bilderbücher aus verschiedenen Epochen zeigen, wie sich pädagogische Ansprüche gewandelt haben. Besonders stolz sind die Ausstellungsmacher auf die Poesiealben, die sie zusammengetragen haben. „Das gibt es heute fast nicht mehr“, sagt Traudel Hoefer und zeigt auf eine schön beschriebene Seite mit Blumenbildchen. Heute hätten die Jungs und Mädchen Bücher, in denen man nur noch vorgefertigte Fragen wie Hobbys, Lieblingsessen oder Lieblingstier beantworten darf.

Das Stadtmuseum, Kirchstraße 4-8, hat donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung ist bis 3. Februar zu sehen. Führungen können auch zu anderen Terminen unter Tel. 0 70 24/46 63-40 vereinbart werden.