Wendlinger Zeitung vom 03. Dezember 2013

Weihnachtsausstellung „Alles aus Holz – geschnitzt und gedrechselt“ im Wendlinger Stadtmuseum bis 2. Februar

Fassanstiche werden für gewöhnlich zur Eröffnung von Festen zelebriert. Zur Eröffnung der Sonderausstellung „Alles aus Holz – geschnitzt und gedrechselt“ gab es zwar keinen Fass-, dafür aber einen Reliefanstich. Freilich oblag dieser dem Bürgermeister, der vom Künstler auch prompt Talent bescheinigt bekam.

Die Ausstellung zeigt Gedrechseltes und Geschnitztes in Perfektion: hier ein filigranes Engelsorchester. Fotos: gki

WENDLINGEN. „Alle Jahre wieder“ – dieses bekannte Weihnachtslied könnte das Motto für die Weihnachtsausstellungen im Wendlinger Stadtmuseum sein, die mit schöner Regelmäßigkeit am ersten Advent eröffnet werden. Bürgermeister Steffen Weigel zog diesen Liedtitel für seine Begrüßungsrede am Sonntag heran, um darauffolgend einen Querschnitt der bisherigen ehrenamtlichen Sonderausstellungen und Veranstaltungen aufzuzählen. Für diese fleißige und enorme Arbeit dankte er dem Museumsverein aus vollem Herzen.

Mit einem gelungenen „Reliefanstich“ für ein Relief der Mona Lisa eröffnete

Bürgermeister Steffen Weigel am Sonntag die Sonderausstellung „Alles aus Holz“.

Im dichten Gedränge im barocken Holz-Treppenhaus erklärte Peter Hoefer den Besuchern, was sie in der Sonderausstellung im Obergeschoss des Museums zu erwarten haben. „Alles aus Holz“ zeigt Werke von Wendlinger und Unterboihinger Hobbykünstlern: von Andreas Franke und Dieter Kaiser sowie den verstorbenen Handwerkskünstlern Xaver Hagspiel, Wilfried Polzer und Josef Straub. Weiterhin sind zu sehen zahlreiche Sammlerstücke aus dem Erzgebirge und den Karpaten, wo die Tradition des Drechselns gepflegt wird.

Peter Hoefer, der Vorsitzende des Museumvereins, zeigte sich fasziniert von den Kunstwerken, mit welcher Präzision Muster in Holzteller geschnitzt wurden, wie Holzplastiken aus einem Rohling herausgearbeitet wurden wie im ersten Raum in einer Vitrine gezeigt, die Statue des Rübezahls oder Tierplastiken, die in einer Vielzahl zu sehen sind, ebenso wie Menschenfiguren, Brüderchen und Schwesterchen, fein gearbeitet.

Was wäre eine Weihnachtsausstellung ohne Weihnachtsschmuck? Auch hierzu gibt es Preziosen zu entdecken wie eine mehrstöckige Weihnachtspyramide von Andreas Franke. Traditionell wurden in Bergwerksstädten Holzfiguren – Lichterengel für die Töchter und Lichterbergmänner für die Söhne – gefertigt als Schutzpatron. Auch davon werden in der Ausstellung wunderschön bemalte Exemplare gezeigt genauso wie Räuchermännchen aus dem Vogtland.

Über allem schwebt ein hölzerner Engel, ein Teil von einem Kunstwerk, das sonst im Pfarrbüro wie früher die Wand schmückt, nun die Ausstellungsbesucher für kurze Zeit am Treppenaufgang begrüßt.

Lichterengel und Lichterbergmänner

Weiterhin zeugen Holzskulpturen von Wendlinger Hobbykünstlern und aus Südtirol von der Tradition der Schnitzkunst. Deshalb hat das Kunsthandwerk eben auch seinen Preis. Wie Holzspielzeug aus Seiffen im Erzgebirge. Plagiate aus Fernost machen auch hier Konkurrenz, kosten sie als Massenproduktion doch nur einen Bruchteil des Originals.

Ein echtes Engelsorchester aus geschnitzten Figuren gehört deshalb als weiterer Klassiker zur Ausstellung ebenso wie eine große Parade an Nussknackern, die in Reih und Glied die Besucher schon im Treppenhaus begrüßen. Im Obergeschoss kann man dann weitere gedrechselte Nussknacker als Fantasiefiguren bewundern, von einem Sammler aus Dortmund ausgeliehen.

Der Köngener Kunstschnitzer Roland Gautsche ist mit Reliefbildern und Skulpturen vertreten. Er schnitzt nach Vorbildern bekannter Maler wie Picasso oder Dalí. Er hat sich mit seiner speziellen Schnitzkunst einen weitreichenden Ruf erworben. Am Sonntag führte er seine Technik vor, wie er es auch an den folgenden Sonntagen tun wird.

Öffnungszeiten: donnerstags 16 bis 20 Uhr, samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr

 

 

 

Wendlinger-Zeitung vom 20.07.2013


In Gottes Apothekergarten
20.07.2013, Von Gaby Kiedaisch


Ehemaliger Pfarrgarten des Wendlinger Stadtmuseums um Gewürz- und Heilkräutergarten erweitert.
Was wäre ein Pfarrhaus ohne Pfarrgarten gewesen? Zum Pfarrhaus gehörte früher traditionell ein Pfarrgarten, der die Lebensgrundlage des Pfarrers sicherte. Eingebettet zwischen Kirche, Pfarrhaus, Scheunen, Wasch- und Backhaus befindet sich der idyllische Pfarrgarten im Stadtteil Unterboihingen, früher die Dorfmitte.
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Ein ehrenamtliches Team baut Gemüse  und Gewürz- und Heilkräuter im Museumsgarten des Wendlinger Stadtmuseums an.


WENDLINGEN. Das barocke Pfarrhaus (von 1753) beherbergt heute das Stadtmuseum, das vom rührigen Museumsverein betrieben wird. So auch der dazugehörige frühere Pfarrgarten, der zu den Öffnungszeiten des Museums von den Besuchern ebenfalls besichtigt werden kann.
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Der idyllische Pfarrgarten ist Teil des Stadtmuseums, einem Ensemble aus ehemaligem Pfarrhaus, Pfarr- und Drittelscheuer und Wasch- und Backhaus im Schatten der St.-Kolumban-Kirche.


Für den Pfarrer fungierte der Garten als Nutz- und Ziergarten, ähnlich einem Kloster- oder Bauerngarten. Kreuzförmig ist der Garten aufgeteilt wie bei einem Kreuzgang, erklärt Edeltraud Hoefer, in dessen Mittelpunkt sich ein Brunnen befindet. Anstatt des Brunnens ziert die Mitte im Unterboihinger Pfarrgarten eine Steinschale mit Blumen. Gemeinsam mit Martin Zink, Andrea Hochmann, Inge Reichbauer und ihrem Mann, Peter Hoefer, Vorsitzender des Museumvereins, pflegt Edeltraud Hoefer mit großer Sorgfalt den Pfarrgarten. Jeder, der einen eigenen Garten besitzt weiß, wie viel Arbeit und Zeit das ganze Jahr fürs Umgraben, Anpflanzen, Einsäen, Gießen, Düngen, Ernten, Unkrautjäten, vertrocknete Stengel und Blütenköpfe zurückschneiden und so weiter aufgewendet werden muss, damit es blüht und gedeiht.
Die Pflege und Bearbeitung gilt dem Erhalt des früheren Pfarrgartens
Viele Jahre, rund zehn, haben Martin Zink, Ursula und Wilfried Polzer den Garten gehegt und gepflegt und damit für dessen Erhalt gesorgt. Zeitweise war er auch Teil des Schulgartens der Lindenschule. Nach dem Tod von Wilfried Polzer hat sich das Team neu organisiert mit den oben aufgezählten Personen. Nach wie vor sind Rainer Benz und Wilfried Großmann für die Obstbaumpflege und das Mähen der großen Wiese zuständig.
Im Zuge des Einbaus der ehemaligen Köngener Schmiede in der Pfarrscheuer, alles von ehrenamtlicher Hand der Museumsmitglieder gestaltet, hat man einen weiteren Zugang ins alte mit Wein bewachsene Gemäuer auf der Seite zum Pfarrgarten geschaffen. Eine verwilderte Buchshecke musste weichen, um von dort den Garten begehen zu können, jetzt auf trittsicheren Platten. Eingefriedet hat man die einzelnen Teilbereiche mit den Beeten wieder mit jungem Buchs, der dem Volksglauben nach den Teufel vertreiben soll. Durch einen Rundbogen mit rankenden Rosen gelangt man ins Innere des Pfarrgartens. Die Rose ist das Symbol für die Liebe und für Maria, die Mutter Jesus.
Jedes Jahr wird die Anbaufolge von Gemüse zur Bodenverbesserung im Garten gewechselt. Angebaut wird von den Museumsmitgliedern eigentlich alles, was ein Gemüsegarten so hergibt: von Busch- und Stangenbohnen, Gelben Rüben (Karotten), Kartoffeln, Kürbissen, Kohlrabi über verschiedene Tomatensorten, Sellerie, Zwiebeln, Chilis, Radieschen, Rettiche, Gurken, Mangold, Rote Rüben (Rote Bete) bis hin zu Blumenkohl und verschiedenen Salaten.
Der obere Teil des Pfarrgartens ist den Gewürz- und Heilkräutern vorbehalten. Über 40 Kräuter hat Edeltraud Hoefer bislang erfolgreich eingesät und gepflanzt, womit eine bunte Melange entstanden ist aus duftendem Bohnenkraut, Estragon, Basilikum, Oregano, Salbei, Rosmarin, Borretsch, Ysop, Liebstöckl, Currykraut, Leinsamen, Johanniskraut, Kümmel, Salbei, Beinwell, Majoran, Thymian, Arnika, Schafgarbe, Kapuzinerkresse, Lorbeer, Eisenkraut, Pimpinelle, Lavendel, Pfefferminze, Kamille, Zitronenmelisse, Frauenmantel, Rotem Sonnenhut, Ringelblumen, Königskerze, Baldrian und Gemüseamaranth. Verschiedentlich werden sie in der Küche eingesetzt zum Verfeinern der Speisen oder helfen Kranken bei der Gesundung als Tee, Salben oder als Hausmittelchen.
Der zarte Duft von Kräutern begleitet die Besucher bei ihrer Besichtigung durch den Garten, dem auch die Bienen nicht widerstehen können. Als Nächstes will Kräuterfee Edeltraud Hoefer noch passende Schilder mit den genauen Bezeichnungen für die Kräuter anbringen.
Der Pfarrgarten des Stadtmuseums Wendlingen befindet sich in der Kirchstraße 4-8 und hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Donnerstag 16 bis 20 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 12 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr; Gruppen, Schulklassen sowie Führungen auch nach Vereinbarung.

 

30.03.2013 WZ

 

 

 

 

 

Wendlinger Zeitung vom 09. Jan.2013