Wendlinger Zeitung vom 03.12.2007
Spielsachen aus Großelterns Zeiten
Spielsachen aus Großelterns Zeiten - Am Sonntag wurde die Weihnachtsausstellung im Museum eröffnet
WENDLINGEN. Zur traditionellen Weihnachtsausstellung lud der Museumsverein Wendlingen am Sonntagvormittag ein. Unter dem Titel Als die Großeltern noch klein waren werden bis Februar Spielsachen aus den Jahren 1900 bis 1950 gezeigt. Die Schau ist die Nachfolge zu der im Mai gezeigten Ausstellung, die sich um die Babyzeit der Großeltern drehte.
HOLLE RAUSER
Bei Glühwein und stimmungsvollem Kerzenlicht begrüßten Bürgermeister Frank Ziegler und der Vorsitzende des Museumsvereins, Peter Hoefer, die zahlreichen Besucher im Gewölbekeller des Museums. Hoefer dankte zunächst den Besuchern und den Ausstellungsmachern Traudel Hoefer, Margrit und Joachim Kuschel und Angela Heilemann, und erläuterte dem Publikum anschließend Konzept und räumliche Aufteilung der Ausstellung.
Schildkröt, Steiff und Märklin das waren die großen Namen, die die Kinderherzen früher höher schlagen ließen. Mancher mochte sich in der Ausstellung in einen der altehrwürdigen Spielwarenladen zurückversetzt fühlen: Schon die Reise zum Spielwaren Kurtz in Stuttgart oder zum Sterr in Nürtingen war ein Erlebnis, so Hoefer.
Gerade angesichts der vorweihnachtlichen Billig-Spielzeugflut in den Läden führt die Ausstellung anschaulich vor Augen, wie einzigartig die Exponate da überwiegend handgefertigt sind. Das schmiedeeiserne Puppenbett, der selbst geschreinerte, filigrane Colonialwarenladen, handgenähte Püppchen und Puppenkleidung kamen bei den Kindern der Nachkriegszeit gut an. Oft war es so, dass die Spielsachen nur an Weihnachten aus dem Speicher oder Keller geholt wurden. Entsprechend gut sind viele Ausstellungsstücke erhalten.
Und schon im Spiel wurde die klassische Rollenteilung geübt: Jungen wurden mit Baukästen und Laubsägesets beschenkt, die Mädchen durften an echten Kindernähmaschinen, Webrahmen, Puppenstuben und Puppenherden ihr Hausfrauengeschick proben. Auch Gesellschafts-, Brett- und Geduldspiele zeigt die Ausstellung, so zum Beispiel ein selbst gemaltes Mühle-Brett, bei dem schwarze und weiße Bohnen als Setzsteine dienten. Klassiker wie Fang den Hut dürfen auch nicht fehlen.
Der Ernst des Lebens wird in der Schulecke gezeigt. Ein altes Schülerpult und eine große Schiefertafel sowie Schulhefte aus der alten Zeit illustrieren diesen Kindheitsabschnitt. Wenn ich als Lehrer in diese Hefte schaue und sehe wie schön geschrieben wurde wundere ich mich über die schlechte Benotung der Schrift, erzählt Hoefer schmunzelnd. So mancher Schüler hätte bei ihm eine bessere Note bekommen als beim strengen Herr Lehrer.
Beim Thema Schreiben dürfen Bücher und Poesiealben nicht fehlen, ein Dauerbrenner bei Kindern offensichtlich, und mit Sprüchen gefüllt, die wohl über Generationen weitergereicht werden. Auch Kinderbuchklassiker wie die Romane von Johanna Spyri und Astrid Lindgren, Bilderbücher wie Die Wurzelkinder oder auch Lurchi-Sammelbände weckten bei vielen Besuchern Kindheitserinnerungen. Für Bewegung an der frischen Luft sorgten Sportspielsachen wie der Reifen, ein Radelrutsch vom Teddyhersteller Steiff oder Roll- und Schlittschuhe. Ein Bauernhofset, Blechspielzeug und die mittlerweile gerade in der alternativen Pädagogik wieder angesagten Steinbaukästen runden die Ausstellung ab.
Bei der Spielsachen-Ausstellung kommen Klein und Groß auf ihre Kosten. hr
Wendlinger Zeitung vom 01.12.2007
01.12.2007 00:00
Kinderzeit - zwischen Obhut und Disziplin
Sonderausstellung Als die Großeltern noch klein waren (Teil 2) öffnet am morgigen Sonntag Rund um Kindergarten- und Grundschulkinder
WENDLINGEN. Im Stadtmuseum Wendlingen wird morgen, Sonntag, 2. Dezember, um 11 Uhr die Sonderausstellung Als die Großeltern noch klein waren eröffnet. So hieß auch der erste Teil der Sonderausstellung, die von Mai bis Juni diesen Jahres bereits von vielen Besuchern im Stadtmuseum besucht wurde. Während damals der Blick auf Babys und Kleinkinder gerichtet wurde, stehen diesmal Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter im Mittelpunkt.
GABY KIEDAISCH
Ein Team innerhalb des Museumsvereins hat auch diesmal wieder die Sonderausstellung konzipiert, aufgebaut und eine große Zahl von Exponaten für die Ausstellung zusammengetragen: für einen Teil konnten die Ausstellungsmacher (Traudel Hoefer, Margrit und Joachim Kuschel und Angela Heilemann) auf das Museumsdepot zurückgreifen, ein großer weiterer Teil der ausgestellten Gegenstände stammt von 20 privaten Leihgebern, die dem Aufruf des Museumsvereins gerne gefolgt waren, und gut behütete Raritäten wie antiquiertes Spielzeug, Kinderkleidung, Puppenwagen und vieles mehr das meiste zwischen 1900 und 1960 für die Ausstellung zur Verfügung stellten.
Kindheit zu Zeiten unserer Großeltern war gegenüber heute eine völlig andere: das begann schon damit, dass viele Kinder ohne eigenes Zimmer aufwuchsen, mit mehreren Geschwistern sich ein Zimmer teilen mussten, vielleicht sogar zu zweit in einem Bett schlafen mussten.
Gespielt wurde jedoch zu jeder Zeit. Ballspiele, Springseil, Hula-Hup-Reifen, Schlittschuhe, Dreirad oder ein Roller-Radelrutsch von Steiff, geben beredtes Zeugnis davon ab. Heutige Kinder werden jedoch erstaunt sein, wie einfach solches Gerät noch war.
Puppenstuben haben schon immer eine besondere Faszination auf Kinder ausgeübt: konnte man doch sein ganz eigenes Familienleben spielen. Die bisweilen sehr aufwendig gestalteten Räume mit den Miniaturmöbeln sind heute eine absolute Rarität. Mancher Erwachsene erinnert sich allerdings nur ungern daran, wenn die Puppenhäuschen lediglich zu Weihnachten hervorgeholt und nach dem Fest wieder sorgfältig weggeschlossen wurden. Nicht jedes Kind durfte dann auch damit spielen, manche Puppenstube war zum Verdruss des Kindes lediglich zum Anschauen aufgebaut. Unter den Puppenstuben findet sich in der Ausstellung auch ein besonderes Exponat eines alten Kolonialwarengeschäfts um 1900.
Wunderschöne alte Puppen wie Schildkrötpuppen ab den 1920er-Jahren, Puppenschuhe und ein Puppendoktor, aber auch Kasperletheater mit bunten Figuren geben Einblick in die Kinderwelt von damals. Ob Muggelsteine, Zauberkasten, Steinbaukästen, Gesellschaftsspiele wie Halma, Mühle mit Erbsen, Mikado, ein Miniaturkegelspiel aus Holz oder Schwarzer Peter manches ist heute völlig verschwunden, trotzdem ist der Erkennungswert weiterhin hoch, auch wenn manches aus anderen Materialien auf dem Markt ist.
Manches Männerherz wird höher schlagen, beim Anblick einer aus dem Jahre 1932 stammenden Märklin-Eisenbahn aus Blech noch zum Aufziehen oder einer Dampflok.
Ein weiterer Teil der Sonderausstellung widmet sich der beginnenden Schulzeit: Dafür wurde eigens ein Schulzimmer mit einer alten Schulbank aus Holz mit Tintenfass und einer großen Schiefertafel eingerichtet. Schul-, Liederbücher und -hefte von früher, Griffelkasten, Lederschulranzen, aber auch Poesiealben oder Fotografien vom ersten Schultag geben gut wider, wie der Schulalltag unserer Großeltern ausgesehen hat.
Ausstellung gibt Aufschluss über das Rollenverständnis
Die Ausstellung zeigt nicht nur, mit was Kinder früher gespielt haben, sie gibt auch Aufschluss über das damalige Rollenverständnis zwischen den Geschlechtern. Dies wurde bereits im Kindesalter in unterschiedliche Richtungen gelenkt: so arbeiteten Jungs im Unterricht mit Holz und Laubsäge, Mädchen machten Kreuzstiche, häkelten und nähten. Webrahmen, Strickliesel, eine Puppenschneiderin, mit einem liebevoll zusammengestellten Kasten mit Porzellanpüppchen, Schnittmuster, Nähgerät und Puppenkleidchen aus dem Jahr 1899 weisen mit vielen weiteren Exponaten wie einem Kaffeeservice für Kinder oder Miniaturherde, darunter ein kunstvoll gefertigter Eisenherd aus dem 19. Jahrhundert, darauf hin.
Zur Sonderausstellung hat auch diesmal Roland Durst eine Dia-Show mit Bildern aus der Kinderzeit vorbereitet.
Die Ausstellung ist bis zum 3. Februar im Wendlinger Stadtmuseum zu sehen und eignet sich für die ganze Familie wie auch für Liebhaber von Sammelobjekten.
Wenn morgen die Sonderausstellung eröffnet wird, dann haben die Besucher wie auch an den weiteren Öffnungstagen die Möglichkeit, gleichzeitig die Dauerausstellung zur Wendlinger Stadtgeschichte zu besichtigen.
Die Sonderausstellung im Stadtmuseum Wendlingen, Kirchstraße 4, ist donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzlich am Mittwoch, 26. Dezember, und Dienstag, 1. Januar, jeweils von 14 bis 17 Uhr.
Alte Puppenbettchen aus Eisen
Ein Klassenzimmer von damals: mit Schiefertafel und Holzschulbank. Fotos: gki
Geschichtskreis-Stammtisch verschiebt sich (Blättle vom 19. Oktober 2007)
Der Geschichtskreis-Stammtisch am 25. Oktober 2007 fällt aus! Wir treffen uns erst am 08. November 2007, 19:30 Uhr, im Deutschen Haus. Bitte beachten.
Exponate für Sonderausstellung gesucht ( WZ vom 09.10.07)
WENDLINGEN(pm). Die nächste Sonderausstellung im Stadtmuseum in Wendlingen soll als Weiterführung der erfolgreichen Ausstellung Als die Großeltern noch klein waren anknüpfen. Mit dem Titel Damals im Kindergarten und Grundschule soll nun die Kindheit zwischen drei und zwölf Jahren dargestellt werden. Es soll ein möglichst breites Spektrum aufgezeigt werden: wie war die Kindergarten- beziehungsweise Schulzeit? (Dafür werden Schulhefte, Bücher, Fotografien, Kostüme für Umzüge und so weiter benötigt), womit haben die Kinder früher gespielt? (Blechspielzeug, Puppenstube, Kasperletheater, Eisenbahn, eventuell Selbstgebasteltes), womit haben sich die Kinder beschäftigt? (Gesellschaftsspiele, Kartenspiele, Strickliesel, Webrahmen, Märklin-Baukasten, Sammelalben, Poesiealben, Spielgeräte für draußen wie Rollschuhe, Stelzen, Kreisel), was trugen die Kinder früher? Der Museumsverein, der die Ausstellung wieder konzipiert und organisiert, möchte die Ausstellung mit solchen Sammel- oder Erinnerungsstücken ergänzen. Dafür ist er auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen: Die Exponate können bei Angela Heilemann (Telefon 2166) beziehungsweise Peter Hoefer (Telefon 501055) oder im Museum abgegeben werden.
Heute Stammtisch (Wendlinger Zeitung vom 27.09.2007)
WENDLINGEN(pm). Am heutigen Donnerstag, 27. September, findet um 19.30 Uhr im Deutschen Haus der Geschichtskreis-Stammtisch statt. Die Brücken und Stege über den Neckar wurden im April 1945 gesprengt, der Bevölkerung wurden damit wichtige Wege zur Bewirtschaftung ihrer Äcker und Wiesen genommen. Wie die notwendigen Arbeiten in der Landwirtschaft doch noch bewerkstelligt werden konnten und welche Umwege in Kauf genommen werden mussten, davon berichten betroffene Zeitzeugen.
Wasser kam früher nicht einfach in Trinkwasserqualität aus dem Wasserhahn, es war ein kostbares Lebensmittel. Aber nicht nur zum Trinken und Waschen wurde Wasser benötigt, sondern auch zur Bewässerung der Wiesen und Felder, die in der Nähe der Lauter gelegen sind. Meist auf kiesigem und durchlässigem Boden, trockneten sie im Sommer leicht aus. Deshalb wurden die Wiesen nach einem Protokoll von 1921 auf einer Fläche von 56,28 Hektar bewässert. Diese Anlage war somit wohl die größte im Neckarkreis. Am Parkplatz Lehmgrüble am Speckerweg und am Gschreiweg war eine Abbaustelle für Lehm, den die Bevölkerung in frühen Zeiten für den Bau der Häuser benötigte. Roland Durst wird aus seinem sehr umfangreichen Archiv Bilder zeigen.
Diese Berichte sind für die Stadtgeschichte wichtig. Über Erlebnisse, Geschichten und Erinnerungen freut sich der Geschichtskreis, ebenso über Bilder und Fotografien. Berichte, Anfragen und Bilderangebote an: Angela Heilemann, Schwenkgasse 16, Wendlingen, Telefon (07024) 2166. Berichte können auch im Museum abgegeben werden.
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Die Ortsgeschichte zu Geschichten machen (WZ vom 26.09.2007)
Der Museumsverein hat sich nicht nur der Bewahrung, sondern auch der Erforschung von Wendlingens Historie verschrieben
(rg) Es sind meist die kleinen Geschichten, die Geschichte erst lebendig machen: Neben der Sammlung historischer Daten und Relikte aus vergangenen Tagen hat der Museumsverein Wendlingen deshalb einen Geschichtskreis ins Leben gerufen. Ziel des Zirkels: Geschichte und Geschichten aus Wendlingen, Unterboihingen und vom Hofgut Bodelshofen zusammenzutragen und damit die Historie der Stadt noch greifbarer werden zu lassen. Gut ein Dutzend Geschichtsinteressierte haben sich seit April dieses Jahres bereits um Angela Heilemann und Roland Durst zusammengefunden, um einen tieferen Blick in die Wendlinger Geschichte zu tun und mit verbrieften Details den damaligen Alltag verständlich zu machen. |
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Roland Durst hat die richtige Mischung aus Wissenshunger und Beharrlichkeit im Blut. "Angefangen hatte ich eigentlich damit, meine eigene Familie und Verwandtschaft zu erforschen", erzählt Durst, der sich schon bei seinen ersten Gehversuchen als Hobbyhistoriker nicht mit halben Sachen abgeben wollte. Immer mehr Material fand er durch beharrliches Nachfragen und beim Durchforsten von Kellern und Bühnen, und die gefundenen Bilder und Dokumente wandelte er nicht nur in umgangreiches Wissen um Details lokaler Geschichte um, sondern auch gleich per Scanner in Bits und Bytes - Digitalisierung ist bei Ihm Trumpf. Allmählich verließ eine Forschungsarbeit jedoch den familiären Rahmen, sodass heute auch immer mehr historische Aufnahmen von Gebäuden, Personen und Ereignissen zu seinem reich bestückten Archiv zählen: "So etwa 10 000 Bilder werden es im Moment sein" schätzt Durst, und für so gut wie jedes hat er dessen Inhalt als Schlagwort parat - digital, steht sich. So ergibt sich aus den Tausenden Bildern ein spannendes Gesamtbild über die vergangenen 120 Jahre, seit in Wendlingen fotografiert wurde: Fotodokumente vom schon lange verschwundenen Wendlinger Flugplatz oder eine ganze Bilderserie vom Entstehen der Fabrikantenvilla der Familie Otto zeigen nicht nur große Zusammenhänge aus der Ortgeschichte, sondern auch fast schon vergessene Details. Handwerksgeräte sind da im Gebrauch zu sehen, aber auch Gebäude, die einst das Ortsbild prägten wie etwa das Gasthaus Schwanen, das schon längst nicht mehr neben der Römerbrücke steht. Mit ähnlicher Leidenschaft geht auch Angela Heilemann an die Forschungsarbeit: Sie hat sich in alte Pläne und Akten rund um Wendlingen, Unterboihingen und Bodelshofen vertieft und historische Tatsachen zutage gefördert, die neue Zahnrädchen bereichern:" Bei meinen Recherchen habe ich zum Beispiel herausgefunden, dass Wendlingen das mit Abstand größte Bewässerungssystem für seine Wiesen in der Region hatte", so die Hobbyforscherin - erst solche Anstrengungen machten damals die Weiden zu nutzbarem Land für die Viehhaltung, wie der Fund der Wendlingerin im Stadtarchiv zeigt. Freilich ist die Arbeit des Geschichtskreises in diesem Detailreichtum mit einer wahren Sisyphusarbeit zu vergleichen: Aus jedem neuen Foto und mit jedem weiteren gefundenen Dokument ergeben sich neue Fragen, deren Beantwortung das Bild vom Leben in den vergangenen Jahrhunderten ergänzen kann. Wie viele Mühlen gab es eigentlich in der Region, wie sahen diese aus, wie wurden Wasserläufe gelenkt und reguliert - Fragen zu nur einem von vielen Bereichen, die durch teils mühsame Recherchen eine Antwort erhalten und die Aufschluss geben über die alltäglichen Mühen, die man vor Jahrhunderten selbstverständlich fand. Aber auch die persönlichen Erinnerungen älterer Generationen tragen die Hobbyhistoriker zusammen. So hat etwa Roland Durst gleich mehrere Kriegserlebnisberichte von Wendlinger Bürgern aus Notizen und Fotos zu regelrechten Büchern zusammengetragen, die für die Schüler der Realschule mittlerweile zur Schullektüre gehören – eine begehrte Lektüre wohlgemerkt, was sich auch im Lesezimmer des Stadtmuseums feststellen lässt, wo die Bände ausliegen, die von persönlichen Wendlinger Schicksalen aus den Weltkriegen und anderen Perioden berichten: „Die Besucher vergessen beim Lesen und Bilderanschauen vollkommen die Zeit, wenn wir schließen wollen“, weiß Angela Heilemann vom Museumsbetrieb zu berichten. Dass dieses Lesezimmer überhaupt existiert, ist sicherlich ebenfalls einer gewissen Beharrlichkeit zu verdanken, die von den Gründungsmitgliedern des Museumsvereins an den Tag gelegt wurde: Denn bereits seit 1961, als das Römerbad bei Autobahn-Bauarbeiten bei Wendlingen entdeckt wurde, begann man historische Gebrauchsgegenstände, Kleidung und Dokumente zusammenzutragen. Damals zeichnete noch die Albvereins-Ortsgruppe Unterboihingen für die Sammelleidenschaft für Geschichtliches verantwortlich. 1991 wurde dann der Museumsverein ins Leben gerufen, der künftig die Aufgabe übernehmen sollte, sich um die angesammelten Schätze aus der Ortgeschichte zu kümmern. Das war jedoch keine einfache Aufgabe, denn nachdem das vormalige Heimatmuseum 1997 verkauft wurde, musste man lange auf neue Räume warten. Die seinerzeit bereits umfangreiche Sammlung wurde seitdem lediglich in Lagerräumen verstaut und musste bis zu der Museumseinweihung im September 2005 dreimal umziehen, bis der jetzige Standort im ehemaligen Pfarrhaus in Unterboihingen auch eine reguläre Ausstellung erlaubte. Dass man dabei mithilfe der Historikerin Dr. Michaela Häffner offenbar gute Arbeit geleistet hatte, belegte der schon im ersten Jahr nach der Eröffnung verliehene Preis des „Arbeitskreises Heimatpflege“ des Regierungspräsidiums Stuttgart: Seit 2005 prangt die Plakette „vorbildliches Museum“ an der Fassade des aufwendig restaurierten Gebäudes. Das durchdachte Museumskonzept bewährt sich auch heute noch, denn der rührige Verein sah seine Arbeit noch nie mit der Einweihung des Museums als getan an.
Mit dem Mostfest im Museumsgarten sorgt man ebenso für Publikum wie mit regelmäßigen Sonderausstellungen: „Oft kommen die Besucher immer wieder und gehen zielstrebig hinauf ins oberste Stockwerk, wo die Sonderschauen aufgebaut sind“, so Angela Heilemann . Diese Sonderthemen, die mit viel Liebe zum Detail mal Vereinsgeschichte, mal Alltagsleben aus vergangenen Tagen unter bestimmten Aspekten beleuchten, sollen künftig aus dem derzeit dank dem Geschichtskreis entstehenden, reichen Fundus an Bildern, Dokumenten und Informationen zusätzlich beschickt werden. Das notwendige Know-how für die gekonnte Darstellung holt sich Angela Heilemann auch bei Fortbildungsveranstaltungen zur Museumspädagogik – ein weiterer Punkt, der den Terminkalender der stellvertretenden Vorsitzenden des Museumsvereins anschwellen lässt. Doch dieses Engagement der Vereinsmitglieder wird kaum als Belastung empfunden: Die Befriedigung ist groß, wenn man wieder einmal auf interessante Details stößt, die das Gesamtbild noch genauer vor dem inneren Auge entstehen lassen, so die einhellige Aussage von Roland Durst und Angela Heilemann.
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Mostfest - ein Fest, das Leib und Seele zusammenhält - (Wendlinger Zeitung vom 11.09.2007)
Mostfest ein Fest, das Leib und Seele zusammenhält
Am Sonntag feierte der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen sein traditionelles Mostfest. Im herrlichen Pfarrgarten des Stadtmuseums konnten sich die Besucher gemütlich auf Bierbänken niederlassen (linkes Bild). Im Mittelpunkt des Mostfestes, das am Tag des offenen Denkmals jedes Jahr gefeiert wird, standen kulinarische Leckerbissen aus dem Backhäusle. Die Renner waren wieder herzhafte Zwiebel- und Rahmkuchen sowie frisches Holzofenbrot. Wers lieber süß mochte, der konnte sich an herrlichen Hefeapfel- und -zwetschgenkuchen laben. Obwohl das Mostfest den ganzen Tag hindurch von unstetem herbstlichem Wetter begleitet wurde, nutzten die Besucher die Gelegenheit, wieder zahlreiche Nachbarn und Freunde auf dem Mostfest zu treffen und sich bei der Verkostung von einem Viertele Wein oder Birnenmost zu unterhalten. Wahrlich ein Fest, das Leib und Seele anregt und zusammenhält. Gut durchorganisiert sorgte eine Frauencrew (rechtes Bild) aus dem Backhäusle heraus ständig für den schmackhaften Nachschub. Schon Wochen und Tage zuvor wurden die ersten Vorbereitungen für das Mostfest getroffen. Durch den tatkräftigen Einsatz zahlreicher Mitglieder in der Backstube, am Grill, bei den Getränken, am Kuchen- und Bonverkauf klappte rundherum wieder alles, sodass sich die Besucher bereits heute schon auf das nächstjährige Fest freuen dürfen. Geöffnet war wie jeden Sonntag auch die Dauerausstellung des Stadtmuseums und die an diesem Tag neu eröffnete Sonderausstellung anlässlich des 250-jährigen Jubiläums des Kirchenchors St. Kolumban. gki
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Wendlingen Zeitung vom 10.09.2007
Dokumentation anlässlich eines seltenen Jubiläums
Bis zum 21. November ist die Ausstellung "250 Jahre Kirchenchor St. Kolumban" im Stadtmuseum zu besichtigen
WENDLINGEN-UNTERBOIHINGEN. Ließen Regenschauer gestern Morgen das Schlimmste für den Tag befürchten, wagte man dennoch die Ausstellung in Freien , im Pfarrgarten zu eröffnen. Zuversichtlich stimmte der Kirchenchor unter der Leitung von Monika Grohmann das erste Stück "Wohl auf mit hellem Singen" an. Wie aufs Stichwort strahlte die Sonne just, als der Chor "Gib Sonnenschein" sang - zur allgemeinen Erheiterung der zahlreich zur Vernissage erschienenen Besucher. (GABY KIEDAISCH)
Irene Kreiner vom Vorstandsteam begrüßte im Pfarrgarten die Gäste und erinnerte an das Chorjubiläum von 1982, als der Chor damals sein 150 -jähriges Bestehen gefeiert hatte. Damit sollte eigentlich heuer das 175-Jährige begangen werden, doch schon der Heimatforscher Josef Straub hatte kurz nach der 150-Jahr-Feier belegen können, dass der Chor über 200 Jahre sein musste. Dies habe Vorstandsmitglied Konrad Steinert keine Ruhe gelassen, erzählte Irene Kreiner, worauf dieser auch tatsächlich auf den Nachweis im Archiv in Rottenburg stieß - und damit belegt ist, dass der Chor genau 252 Jahre alt ist.
"Wenn Konrad Steinert weiterforscht könnte der Chor vielleicht bald schon sein 300-Jähriges feiern", griff Bürgermeister Frank Ziegler das Motto bei seinem Grußwort schmunzelnd auf. Er dankte dem Vorstandsteam und allen Helfern für die Vorbereitung und die Präsentation und gab zu verstehen, dass Veranstaltungen, die Leben ins Museum bringen, von der Stadt gewünscht seien. Zum Jubiläum des Kirchenchors überreichte er ein Geldpräsent.
Mit "Groß ist der Herr" und " Wo Musik sich frei entfaltet", gesungen vom Kirchenchor, eröffnete Pfarrer Magino die Ausstellung im Dachgeschoß des Stadtmuseums, die dort bis zum 21.November zu sehen sein wird. Die gestern angebotenen Führungen wurden gerne von den Besuchern angenommen. Genauso wie das Mostfest des Museumsvereins, das gestern im Pfarrgarten gefeiert wurde, und zu einer schönen Tradition am Tag des offenen Denkmals geworden ist.
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Eßlinger Zeitung vom 04.Sept.2007
Gemüße und Früchte wie früher beim Pfarrer
WENDLINGEN: Ehrenamtliche hegen und pflegen den historischen Garten des Stadtmuseums - Tradition der Veredelung von Obstbäumen - von Sabine Försterling -
Martin Zink und Wilfried Großmann sind stolz auf den Zwetschgenbaum. Der Ertrag hat immerhin für zwei Kuchenbleche gereicht. - Foto: Lahoti
In den Goldruten an der weinumrankten Scheuer summen die Bienen. und wo im 18. Jahrhundert die Hühner des Pfarrers gegackert, gedeiht nun der letzte Spross der Quitte, den die Mitglieder der Wendlinger Museumsvereins vor den Sanierungsarbeiten des barocken Pfarrhauses in Unterboihingen gerettet haben. Zwiebeln und Karotten, aber auch Topinambur sprießen wieder im Nutzgarten. Aus den Ringelblumen stellt Ursula Polzer eine Salbe her. Seit der Eröffnung des Stadtmuseums im Herbst 2004 hegen und pflegen Ehrenamtliche den über 20 Ar großen Pfarrgarten.
In früheren Zeiten hatte der Garten noch in größeren Dimensionen zur Selbstversorgung der Pfarrer gedient. „Der Pfarrgarten war total verwildert“ erinnert sich Wilfried Großmann. Gegen Stimmen, die diesen Zustand belassen wollten, haben sich die Mitglieder des Museumsvereins zum Ziel gesetzt, die Besucherinnen und Besucher ein Stück weit in die frühere Zeit zu versetzen.
Keine Kühe und Hühner mehr
Im Gegensatz zu damals gackern hier aber keine Hühner mehr und es werden auch keine Kühe mehr gehalten. Der Bach, der durch das Gelände floss und das restaurierte Back- und Waschhaus von 1811 versorgte, ist auch verschwunden. Die Ehrenamtlichen lassen aber wieder die von den Pfarrern betriebene Tradition der Veredelung der Obstbäume aufleben. Großmann ist besonders stolz auf den drei Jahre alten Zwetschgenbaum – eine Züchtung der Uni Hohenheim mit dem Namen Hanita – der heuer schon getragen hat. Die Ernte reichte für zwei Kuchenbleche.
Überreste von Imker-Kästen bezeugen, dass früher auch Honig produziert wurde. Zeit für die Bienenzucht haben die Mitglieder, die von Frühling bis Herbst nach Feierabend jeden Tag pflanzen, gießen, hacken und Unkraut jäten, aber nicht auch noch. Bienen liegen ihnen dennoch am Herzen. Die Insekten finden hier viele Blütenkelche und Unterschlupf in den zahlreichen Ritzen der weinberankten Scheuer. Hobbygärtner Martin Zink hat sogar die seltene schwarz-glänzende Holzbiene gesichtet.
Blüten wie Astern, Malven, Phlox, Gladiolen und Hortensien erfreuen die Besucher. Nur mit der Tagetes hat es heuer nicht so richtig geklappt. Zink vermutet Schnecken als Ursache. Der 43-jährige hatte als Kind schon ein eigenes Beet im Garten der Großeltern. Da die Pfarrer Selbstversorger waren, dürfen im Pfarrgarten Kartoffeln, Zwiebeln, Lauch, Sellerie, rote Beete, Bohnen und Tomaten nicht fehlen. Der sandige Boden sei ideal und durch die geschützte Lage herrsche ein mediterranes Klima, stellt Zink fest. Zucchini kannten die Leute damals noch nicht, sie bereicherten aber die eigene Küche, sagt er schmunzelnd. Die Ehrenamtlichen tragen nämlich die Früchte des Pfarrgartens nach Hause oder verschenken sie. Getrocknete Pfefferminze und Ringelblumensalbe verkaufen Sie im Museum. Zurzeit experimentiert Zink mit der Topinambur. Das sei „die Kartoffel in schlechten Zeiten“.
Peter Hoefer , der Leiter des Museumsvereins, forscht nach Ysop, einem Gewürz, das schon in der Bibel erwähnt wurde. Wie damals sind die Beete im Nutzgarten heute mit Buchs eingerahmt. In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder neue Wege angelegt. Aus ökonomischen Gründen hat man sich für Steinplatten statt Splitt entschieden. Besucher stoßen immer wieder auf liebevoll arrangierte Details wie ein bepflanztes Weihwasserbecken. Der langjährige Pfarrer Gebhardt Niedermaier hatte einst die Nische für die Marien-Statue eingerichtet und es scheint, als ob er gerade die Laube mit der Vogeltränke neben dem Holunderbusch, in der er an seiner Predigt feilte, verlassen hat.
Das Stadtmuseum in der Kirchstraße hat donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 sowie 14 bis 17 Uhr geöffnet.
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