Das Dach der Pfarrscheuer ist marode (WZ vom 12.11.2009)

Ausschuss für Technik und Umwelt stimmt der Sanierung zu – Kostenschätzung beläuft sich auf rund 70 000 Euro

Die Mitglieder des Museumsvereins haben in den letzten Jahren immer wieder versucht, Schäden am Dach der Pfarrscheuer zu beheben. Jetzt aber ist der Zustand des Daches so, dass eine umfassende Sanierung erforderlich wird. Der Ausschuss für Technik und Umwelt stimmte dem Projekt zu.


VON CHRISTA ANSEL

WENDLINGEN. Die Pfarrscheuer und die zum Stadtmuseum hin angrenzende Drittelscheuer sind Teile des Stadtmuseums. Ihr Ausbau in einem zweiten und dritten Abschnitt ist allerdings zurückgestellt. Unverändert will man aber am Ziel, die beiden Scheuern in das Stadtmuseum einzubinden, festhalten. Dies teilte Bürgermeister Ziegler in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt mit. Um dieses Ziel langfristig weiterverfolgen zu können, werde jetzt allerdings die Sanierung des Daches der Pfarrscheuer erforderlich. Bei starkem Wind oder Schneefall drohten Teile des Daches einzustürzen. Für den Bürgermeister zudem ein Sicherheitsrisiko.

Bereits 2008 informierte der Museumsverein die Stadtverwaltung vom maroden Zustand des Daches der Pfarrscheuer. Festgestellt wurde vor allem ein Holzwurmbefall. Versuche der rührigen Mitglieder des Museumsvereins, vor allem die marode Dachlattung mit einfachen Mitteln zu sichern, stoßen jetzt an Grenzen. Architekt Wolfgang Bloß untersuchte im Auftrag der Stadt das Dach der Pfarrscheuer und stellte jetzt das Ergebnis dem Ausschuss für Technik und Umwelt vor.

Bei der Pfarrscheuer handelt es sich um eines der ältesten Gebäude der Stadt. Der Architekt hat festgestellt, dass die komplette dem Garten zugeneigte Dachseite undicht, marode und nicht mehr tragfähig ist. Mit der Erneuerung der Dachhaut ist es aber nicht getan. Diese Maßnahmen sind eng verknüpft mit der Tragfähigkeit des Dachstuhles, der in seinen Verbindungen zu sichern ist. Sparrenfuß, Firstpunkte und Balken sind durch Feuchtigkeit geschädigt und müssen ausgetauscht werden.

Die geplanten Maßnahmen sind denkmalgerecht und basieren auf jahrelang zurückliegenden Überlegungen. Das trifft vor allem auf die zu verwendenden Ziegel zu. Bei der Pfarrscheuer werden Doppelmuldenfalz-Ziegel verwendet. Handgestrichene Biberschwanzziegel werden sorgsam abgedeckt und künftig im Dach der benachbarten Gebäude eingesetzt. Vorerst zurückgestellt werden soll eine Dachdämmung.

Die Kostenschätzung des Architekten beläuft sich auf 68 000 Euro. Unvorhergesehenes grenzt der Fachmann ein, ist doch der Dachstuhl im Innern frei einsehbar.

Kritik gab es im Gremium von Stadtrat Werner Kinkelin (Freie Wähler), der wissen wollte, warum jetzt erst auf den 2008 erfolgten Hinweis des Museumsvereins reagiert werde. Stadtbaumeister Paul Herbrand verwies auf die beiden Großprojekte Sportpark und Treffpunkt, die die Kapazitäten des Stadtbauamtes ausgereizt hätten. Stadtrat Walter Heilemann (CDU) kritisierte, dass jetzt unter erschwerten Bedingungen die Dachsanierung in den Wintermonaten durchgeführt werden müsse.

Stadtrat Gerd Happe (CDU) hätte es gerne gesehen, wenn nicht nur das Dach untersucht worden wäre. Was, wollte er vom Architekten hören, käme denn auf die Stadt bei einem Ausbau der Scheuer als weiterem Teil des Stadtmuseums an Kosten zu? Dies konnte Wolfgang Bloß nicht beantworten, hatte er doch allein den Auftrag zur nutzungsunabhängigen Untersuchung des Daches. Auf Frage von Stadtrat Björn Schmidt (Freie Wähler) bestätigte Bloß die Nachhaltigkeit der geplanten Dachsanierung. Das Dach werde umfassend für mehrere Jahrzehnte saniert.



Das Dach der Pfarrscheuer als Teil des Stadtmuseums muss grundlegend saniert werden, Balken und Sparren sind angefault. sel

 


.Esslinger Zeitung vom 19.09.09

 

 

Wendlinger Zeitung vom 15.09.2009

Mit der Sonderausstellung zeichnet der Museumsverein bis zum 2. Februar 150 Jahre Eisenbahn nach. Fotos: gki

Kleine Meisterwerke aus Blech

Die Sonderausstellung im Wendlinger Stadtmuseum wartet mit zahlreichen Raritäten nicht nur für Eisenbahn-Sammler auf

Eine Woche vor dem eigentlichen Jubiläum zur Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Plochingen über Unterboihingen bis Reutlingen am 20. September vor 150 Jahren wurde die Sonderausstellung im Wendlinger Stadtmuseum eröffnet.
VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Die Entwicklung der Eisenbahn ist nicht abgeschlossen, das zeigen die Bauarbeiten am Wendlinger Bahnhof dieser Tage mit der Umgestaltung zur S-Bahn und die Planung zur ICE-Strecke. Konrad Steinert erinnerte daran am Sonntag zur Eröffnung der Sonderausstellung „150 Jahre Eisenbahnstrecke Plochingen–Reutlingen“.

Ob die Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1859 auch von Sonnenstrahlen beschienen war wie die Ausstellung – das lässt sich heute mit Bestimmtheit nicht mehr sagen. Tatsache ist jedoch, dass die Sonderausstellung wie die Eisenbahn auf großes Interesse stieß, und auch die anschließenden Führungen von Joachim Kuschel, dem Zweiten Vorsitzenden des Museumsvereins, zeigten, dass die Eisenbahnmodelle bei Groß und Klein Begeisterung hervorrufen.

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums lud Bürgermeister Frank Ziegler zum Mitfahren und Mitfeiern am kommenden Sonntag, 20. September, ein, wenn das „Deutsche Krokodil“ von Reutlingen über Wendlingen nach Plochingen und zurück mehrmals am Tag fährt. Wie an weiteren Stationen auf der Strecke wird auch in Wendlingen mit einem Bahnhofsfest und Livemusik am Wochenende gefeiert.

Bürgermeister Ziegler erinnert in seinem Grußwort am Sonntag auch an die Teckbahn, die fünf Jahre später, 1864 in Betrieb genommen wurde. Betreiber war die Kirchheimer Eisenbahn-Gesellschaft, sie war die erste private Bahngesellschaft in Württemberg. Am 1. Januar 1899 wurde sie jedoch von den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen übernommen.

Interessiert lauschte das Publikum zur Eröffnung Konrad Steinerts Ausführungen, der für das Jubiläum viele Stunden im Ludwigsburger Staatsarchiv und Wendlinger Stadtarchiv verbracht hatte. Steinert gab einen Überblick über den weiteren Aufschwung, der mit der Eisenbahn verbunden war. Auch nahm die Bedeutung der Unterboihinger Station zu, nachdem kurz vor 1900 der Bahnhof zweigleisig ausgebaut und das sogenannte „Bügeleisenhaus“ gegenüber dem Bahnhof für Bedienstete der Eisenbahn gebaut wurde. Bis Oktober 1902 war die Strecke bis Reutlingen schließlich zweigleisig ausgebaut.

Ganzer Stolz der Ausstellung sind Leihgaben der Abteilung Pflege des Kulturgutes Alte Spieleisenbahnen, Blechspielzeug und Dampfmaschinen vom Sport- und Kulturverein Stuttgart Max-Eyth-See 1898 (SKV), die im Dachgeschoss des Stadtmuseums zu sehen sind: Hier sind in den beiden Stuben Modelle bekannter und heute weniger bekannter Eisenbahn- und Spielzeugfirmen ausgestellt wie von der französischen Firma Jouet de Paris, Zeuke aus der ehemaligen DDR oder der Firma Bing aus Nürnberg, die vor dem Ersten Weltkrieg das größte Spielwarenunternehmen auf dem Weltmarkt war. Von ihr stammt zum Beispiel das ausgestellte Modell des Stuttgarter Hauptbahnhofs um 1910 oder von 1882 ein kreisrundes Schienennetz, erläuterte Holger Meinel, Mitglied des SKV. Er war mit einigen Kollegen nach Unterboihingen zur Eröffnung gekommen.

Die Ausstellungsstücke sind nicht nur schön anzusehen, sondern haben auch eine Geschichte: wie eine Lok von 1908 aus den USA, die schon damals mit 20 Volt betrieben wurde. Während in Deutschland die Eisenbahnmodelle noch unter Dampf und Spiritus liefen, war man über dem großen Teich schon einen Schritt weiter: ob Modelle oder echte Eisenbahn – sie waren damals bereits elektrifiziert.

Die Sonderausstellung zeigt die technische Entwicklung, die verschiedenen Antriebssysteme – von der dampfbetriebenen Lok bis zur Elektrifizierung der Hauptstrecke im Jahr 1934, aber auch Lokomotiven und Waggons verschiedener Spurweiten von H0 bis Spur 3. Uniformen der Großherzoglichen Badischen Staatseisenbahnen oder der Preußischen Staatseisenbahnen sind weitere Hingucker. Besondere Hingucker sind Zugfahrpläne wie der Winterfahrplan von 1848 von Süßen nach Heilbronn oder der Königlich Württembergischen Eisenbahnen von 1900 und 1901.

Am Sonntag konnte man auch eine Märklin-Eisenbahn der Spur 2M von Herbert Semmler, einem bereits verstorbenen Gründungsmitglied des Museumsvereins, bewundern, die Sohn Oliver Semmler im Garten des Stadtmuseums fahren ließ.

Phantasiebahnhof, Lithographie und handbemalt, von Bing



 

Wendlinger Zeitung vom 12. Sept.2009

Rückblick auf 150 Jahre Eisenbahnlinie

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag eröffnet das Stadtmuseum eine neue Sonderausstellung – Gleichzeitig Mostfest

Am 20. September 1859 ging die Eisenbahnlinie zwischen Plochingen und Reutlingen in Betrieb. Mit ihrem Bau beschleunigte sich der wirtschaftliche Aufschwung entlang der Strecke. Der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen widmet diesem Thema eine Sonderausstellung. Sie wird morgen, Sonntag, 13. September, um 11 Uhr im Stadtmuseum eröffnet.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Am Tag des offenen Denkmals leistet auch das Stadtmuseum Wendlingen seinen Beitrag. Zur Eröffnung der Sonderausstellung spricht um 11 Uhr Bürgermeister Frank Ziegler ein Grußwort und Konrad Steinert wird anschließend in das Thema des Jubiläums einführen. Bis 18 Uhr kann an diesem Tag die Ausstellung besichtigt werden, dazwischen sind die Besucher zum Mostfest des Museumvereins im ehemaligen Pfarrgarten des Stadtmuseums eingeladen, bei dem ab 11 Uhr neben Most frisch gebackenes Brot, Zwiebelkuchen und Obstkuchen aus dem Backhausofen genossen werden können. Ab 15 Uhr führen die jungen Banater Schwaben Singspiele und Tänze vor.

Bis zum 2. Februar 2010 wird die Ausstellung zur 150-jährigen Geschichte der Bahnlinie im Gewölbekeller der Scheuer und im Dachgeschoss des Stadtmuseums zu sehen sein. Besonders zur Advents- und Weihnachtszeit bekommt die Ausstellung einen besonderen Touch: ein großer Teil der Sonderausstellung umfasst eine Sammlung historischer Blech-Spielzeugeisenbahnen. Da werden nicht nur Kinderherzen höherschlagen, sondern auch die Väter sowie Sammler außergewöhnlicher Modelleisenbahnen auf ihre Kosten kommen.

Nach Abschluss des Grunderwerbs für die Eisenbahnlinie Plochingen–Reutlingen, für die allein in Unterboihingen von 87 Eigentümern mehr als 100 Grundstücke benötigt wurden mit einer Gesamtfläche von 4,7 Hektar und Gesamtkosten von 25 000 Gulden, die von der Königlichen Eisenbahn Commission bezahlt wurde, war 1857 mit den Baumaßnahmen begonnen worden.

Zwei Jahre waren viele Hundert Arbeiter mit dem Streckenbau beschäftigt, wofür schon damals neben Einheimischen auch italienische Gastarbeiter Hand anlegten. Zeitgleich war das Bahnhofsgebäude fertiggestellt worden, das damals allein auf weiter Flur vor den Toren der beiden Kommunen Unterboihingen und Wendlingen gestanden hat. Während Wendlingen keinen Anschluss an die Eisenbahnstrecke erhielt, trug die Station bis 1940 den Namen Unterboihingen. Die Stadt Wendlingen hatte davor fast 20 Jahre lang seit 1913 mehrfach und dringend den Antrag gestellt, dass Wendlingen auch wenigstens im Namen der Bahnstation aufgenommen werde. Schon damals legte der Zug die Strecke zwischen Plochingen und Reutlingen in nur 75 Minuten zurück. Vier Zugpaare pendelten in den ersten Jahren täglich auf dieser Strecke.

Mit der Eisenbahnlinie war auch der wirtschaftliche Aufschwung verbunden, und auch die Bevölkerung der beiden Gemeinden Wendlingen und Unterboihingen verdoppelte sich zwischen 1860 und 1910 von insgesamt 1700 auf 3100 Einwohner, hat Konrad Steinert herausgefunden. Er hat im Staatsarchiv in Ludwigsburg und im Wendlinger Stadtarchiv über die Eisenbahnlinie nachgeforscht.

Anhand einer Vielzahl von Exponaten und Dokumenten wie Schilder, Fahrkarten, Vorschriften, Fahr- und Baupläne wird in der Sonderausstellung die Entstehung der Eisenbahnlinie nachgezeichnet. So werden Schlussleuchten, der Kilometerstein „0“ von der Tälesbahn aus Nürtingen, Schaffnerutensilien, Uniformen sowie Postkarten von 1900 bis 1960 von Franz Knapp zu sehen sein.

Augenweide und gleichzeitig Rarität der Ausstellung ist Eisenbahnspielzeug aus den Jahren zwischen 1900 und 1950 von Märklin und einer französischen Firma wie der Nachbau der sogenannten „Rocket“ (Rakete) von 1910, eine Lok, die beim legendären Lokomotivenrennen in Rainhill/England 1829 gesiegt hatte.

Besonders für Kinder interessant ist eine Eisenbahnlandschaft mit Lokomotiven und Waggons, die per Knopfdruck in Bewegung gesetzt werden können. Eine von Roland Durst zusammengestellte Diashow mit historischen und heutigen Fotografien rundet die Ausstellung ab.

Joachim Kuschel, federführend für diese Ausstellung verantwortlich, hat viele der Exponate für die jetzige Sonderausstellung vom Verein der Dampfbahner in Plochingen, von der Eisenbahnabteilung der Sport- und Kulturgemeinschaft SKG Stuttgart, vom ehemaligen Werkmeister der Tälesbahn und vielen Privatleuten zur Verfügung gestellt bekommen.

Die Sonderausstellung im Stadtmuseum Wendlingen, Kirchstraße 4–8, hat donnerstags von 16 bis 20 Uhr (Einlass bis 19 Uhr), samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Konrad Steinert, Peter Hoefer und Joachim Kuschel (von links) schieben eine alte Schubkarre mit typischen Gepäckstücken wie Koffer, Hutschachtel und Weidenkorb in den Gewölbekeller, wo neben dem Obergeschoss ein Teil der Ausstellung zum Jubiläum der Bahnstrecke zu sehen sein wird. Fotos: gki

Ein Eisenbahnmodell mit Signalanlage, die mit

Druckluft in Bewegung gesetzt wird.







 

Einsatz mit Wabbelteig und Hudelwisch

Artikel vom 11.08.2009 © Eßlinger Zeitung

WENDLINGEN: Zwölf Jungen und Mädchen packen beim Ferienprogramm im Backhäusle zu

Ganz schön wabbelig: Traudel Hoefer vom Team des Backhäusles im Stadtmuseum gibt jedem Kind seinen Teil vom Hefeteig ab.Foto: Ait Atmane

Ganz schön wabbelig: Traudel Hoefer vom Team des Backhäusles im Stadtmuseum gibt jedem Kind seinen Teil vom Hefeteig ab.Foto: Ait Atmane

Ein guter halber Tag Zeit, Hitze, Schweiß und zum Ende ein Geschmack, wie man ihn zu Hause nicht hinbekommt: Das alles steckt in einen Laib Brot aus dem Holzofen. Beim Wendlinger Kinderferienprogramm durfte ein Dutzend Jugendlicher zwischen zehn und 16 im Museums-Backhäusle anpacken - beinahe wie zu Uromas Zeiten.

Von Karin Ait Atmane

„Wie kriegen wir die heiße Asche jetzt da raus?“ Ein Dutzend Kinder denkt nach, mit Blick in die große, flache Höhle hinter der Ofentür. „Vielleicht mit dem Besen“, kommt ein erster Vorschlag. Traudel Hoefer greift lieber zum „Hudelwisch“, dem nassen Lappen zum Auswischen des Ofens - womit die Teilnehmer auch gleich erfahren, wo der schwäbische Ausdruck „no net hudla“ herkommt. Mehr als 40 Mädchen und Jungen hatten sich fürs Brotbacken beim Kinderferienprogramm angemeldet, zwölf können teilnehmen - sonst wäre es zu eng im Backhäusle. Peter Hoefer, Vorsitzender des Museumsvereins, und seine Frau Traudel bieten die Aktion an.Der Teig ist schon geknetet und teilweise von den Kindern zu kleinen Laiben und Party-Sonnen geformt. Der Hauptteil ist in zwei großen Zubern gegangen. Zwei Mal 15 Kilo Mehl hat die an die 100 Jahre alte, vom Verein restaurierte Rührmaschine verarbeitet. Die schweren Behälter schleppen Lara und Cindy jetzt an. Die Wabbelmasse quillt über den Rand, Lisa klopft ganz locker darauf: „Voll cool, das fühlt sich lustig an“.Es wird noch lustiger in dem historischen Gebäude, denn heute wird „Schöpfbrot“ gemacht: Peter Hoefer schießt die Laibe nicht ein, sondern kippt sie mit einem langen Schöpfer in den Ofen. Dafür formen die Kinder sie mit nassen Händen und viel Gekicher: „Voll glibberig“. Jascha, einer der beiden Jungs in der Gruppe, geht ganz behutsam zur Sache und streicht vorsichtig über seinen Teigklumpen.Die richtige Ofen-Temperatur lässt sich am Thermometer ablesen, aber Peter Hoefer führt auch ein altes Verfahren vor: Er legt kurz ein Stück zerknüllte Zeitung in den Ofen, holt sie dann wieder raus. „Die ist jetzt braun geworden, das sieht gut aus.“

Pause unter dem Holderbusch

Während das Brot backt, macht es sich die Gruppe im wunderschönen Museumsgarten gemütlich. Einige sitzen auf einer Bank unterm Holunderbusch, andere spielen in der Laube Karten, wer will, geht ins Museum. Inzwischen rühren Tanja, Sandra, Cindy und Lara noch eine Portion süßen Hefeteig an, kneten ihn mit vereinten Kräften durch und flechten einen Zopf - der kommt später in den Ofen.

Auch wenn einige der Kinder manchmal zu Hause oder mit der Oma backen, sind sie sich einig: Im Backhäusle ist das nochmal anders, vom Erleben wie vom Geschmack her. Das gilt auch für die Pizza, die zuallererst in den Ofen kam und die längst verspeist ist. Hat die anders geschmeckt als zu Hause? „Viel besser“, kommt die Antwort der Nachwuchsbäcker unisono.

 

 

 

Brunnenidyll im Unterboihinger Pfarrgarten (WZ vom 28.05.2009)

An der Drittelscheuer stehen Dacharbeiten an – Gewölbekeller als Schau-Vorratsraum

Das Wendlinger Stadtmuseum setzt immer wieder neue Akzente. Dank seines rührigen Museumsvereins finden neben der Dauerausstellung immer wieder Sonderausstellungen im Gebäude des früheren Pfarrhauses statt. Von sich reden macht der Museumsverein aber auch durch seine vielen Arbeitseinsätze. Neuestes Projekt ist ein Schwengelbrunnen im Pfarrgarten, der von einer Zisterne gespeist wird.
VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Nichts mehr weist darauf hin, wo die Zisterne vergraben ist. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes Gras darüber gewachsen. Die Zisterne fasst 6000 Liter und nimmt das Regenwasser vom Dach der Pfarr- und Drittelscheuer auf. Über Regenrinnen wird das Wasser gesammelt und dann über mehrere Meter Wasserleitung unterirdisch quer durch den Garten zur Zisterne geleitet. Von dort wird es mittels einer Pumpe zum Schwengelbrunnen gefördert, wo es als Gießwasser für den Pfarrgarten Verwendung findet. Der ehemalige Pfarrgarten ist ebenfalls vom Museumsverein angelegt, mit den typischen Gewächsen, die die Pfarrer früher in ihrem Nutzgarten angepflanzt haben. Heute wird der Museumsgarten vom Museumsverein regelmäßig gepflegt und gewässert.

Die 70 bis 80 Jahre alte Pumpe für den Brunnen ist eine Spende und sollte eigentlich auf dem Schrottplatz landen. Viel zu schade, dachten sich Mitglieder des Museumsvereins und restaurierten das gute Stück, das nun wieder seine Dienste tut.

Über einen sogenannten Schwengelbrunnen wird das Wasser zum Gießen aus der Zisterne in eine rund 500 Jahre alte ausgeharzte Kuhtränke aus Sandstein gepumpt und von dort entnommen. – Ein idyllisches Plätzchen, das über seine eigentliche Bestimmung hinaus noch für anderes gut ist: An „ein zusätzliches Bildmotiv für Hochzeitspaare“ denkt Peter Hoefer beim Museumsensemble mit Pfarrhaus (Stadtmuseum), Wasch- und Backhaus, Pfarrgarten und schattenspendender Laube. „Im Pfarrgarten lassen sich hübsche Erinnerungsfotos an den schönsten Tag im Leben fotografieren“, so der Vorsitzende des Museumvereins und freut sich über den ungebremsten Zulauf im Garten. Den Brunnen soll außerdem bald eine ähnlich antike Steinbank zieren, die bereits in einer der Scheuern darauf wartet, montiert zu werden.

Während die Stadt Wendlingen für die Zisterne samt Anschlüssen und Leitungen 8000 Euro ausgegeben hat, hat der Museumsverein Schwengelbrunnen, Trog, Steinbank und Pumpe an Land gezogen und in Gang gesetzt.

Als nächstes Projekt haben die Museumsmitglieder den alten Gewölbekeller in der Drittelscheuer von 1857 im Visier. Er soll in Abstimmung mit dem Denkmalamt und der Stadt Wendlingen für Führungen des Stadtmuseums hergerichtet werden. Nachdem der Museumsverein den Boden des Gewölbekellers von mehreren Zentimetern Schlamm befreit hat, kam statt eines Lehmbodens ein Plattenboden zum Vorschein. Wieder trockengelegt, sollen im Keller Barrique-Fässer, Mostfässer, Krautstande und Sutterkrüge aufbewahrt werden, so wie früher zu Zeiten, als das Pfarrhaus noch genutzt wurde.

Als weiteres Vorhaben steht die Dachsanierung an der Drittelscheuer an. Hierzu muss allerdings noch geklärt werden, ob man lediglich eine Sicherungsmaßnahme durchführt oder ob das Dach gleich so saniert werden soll, dass Drittel- und Pfarrscheuer später einmal wie geplant als zusätzliche Museumsräume genutzt werden können. Darauf hofft der Museumsverein. 30 000 Euro stehen dafür im Haushaltsplan zur Verfügung.

Der antike Brunnen ist die neueste Errungenschaft des Museumsvereins im Pfarrgarten. gki

 

 

Aushängeschild für Wendlingen (WZ vom 19.05.2009)

Eröffnung der Sonderausstellung „100 Jahre Radsportverein Wendlingen“ – Bis zum 19. Juli im Stadtmuseum

Zur Eröffnung der Sonderausstellung „100 Jahre Radsportverein Wendlingen“ am Sonntag konnte Cornelie Grünwald zahlreiche Gäste bei herrlichem Sonnenschein im Pfarrgarten begrüßen.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Darunter auch die dreifache Weltmeisterin im Kunstradfahren, Andrea Barth, die als Sportlehrerin in Rosenheim arbeitet und extra wegen des Jubiläums in heimatliche Gefilde zurückgekehrt war. Die Vereinsvorsitzende begrüßte außerdem die zweifachen Europameisterinnen Carla und Henriette Hochdorfer, die in der letzten Woche den Deutschen Meistertitel geholt hatten. Wohl dem Wunschdenken entsprach der freudsche Versprecher Cornelie Grünwalds, als sie die Hochdorfer Geschwister bereits als zweifache Weltmeisterinnen ankündigte – sehr zum Gefallen der Gäste.

Ein herzliches Dankeschön galt Siegfried Bauer, ihrem Vorgänger, für die Arbeit, die er in die Sonderausstellung hineingesteckt hatte, stammt doch der größte Teil aus seiner Sammlung.

Mit seiner Laudatio ging der Präsident des Württemberischen Radsportverbandes, Bürgermeister Günter Riemer, auf die Anfänge des Radsports, der Arbeitersportbewegung Solidarität, mit seiner politischen Motivation ein, auf den gesellschaftlichen Aufbau der Vereine und auf die Zeit, als Räder angesichts des technischen Fortschritts eher als verpönt galten – bis hin zu ihrer heutigen Popularität, die einer Massenbewegung gleich kommt. Riemer vergaß dabei nicht auf die Leistungen des RSV Wendlingen einzugehen, mit seinen zahlreichen Talenten, dem LBS-Radrennen, der historischen Gruppe, dem AOK-Radtreff, der die Wendlinger Radsportler zum kilometerstärksten Verein von Anfang an gemacht haben, und seinen vielen Ehrenamtlichen, die dafür sorgen, dass der Name Wendlingens positiv nach außen getragen wird.

Die Grüße der Stadt überbrachte der stellvertretende Bürgermeister Gerd Happe. Er wünschte der Ausstellung, dass sie über Wendlingen hinaus Beachtung fände.

Im Beisein vieler Bürger, Volksvertreter und Welt-/Europameisterinnen wurde die Ausstellung eröffnet. gki


 

Die Leidenschaft Rad in Wort und Bild (WZ vom 07.05.2009)

Zum 100-jährigen Vereinsjubiläum präsentiert der Radsportverein eine Sonderausstellung im Wendlinger Stadtmuseum

Mit einer Sonderausstellung erinnert der Radsportverein an seine 100-jährige Geschichte. Zur Eröffnung am Sonntag, 17. Mai, 11 Uhr, im Stadtmuseum ist die Bevölkerung eingeladen.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Schon in seinen Anfängen war der Radsportverein erfolgsverwöhnt. So zählte der Sechser-Kunstreigen in den 1920er-Jahren zu den Top-Mannschaften in Deutschland. 1925 wurde die Mannschaft Deutscher Meister, bei der Arbeiter-Olympiade errang sie die Goldmedaille. Damit nicht genug: 1926 wurden die Wendlinger Radler Weltmeister in Wien. In der Sonderausstellung ist die siegreiche Mannschaft auf einem Foto von 1926 zu sehen, genauso Rudolf Sigler, der in den 1930er-Jahren in die Deutsche Radball-Nationalmannschaft berufen wurde. Nach dem Krieg setzten sich die Erfolge des Vereins fort: so wurden die Frauen 1951 Deutscher Meister im Sechser-Kunstreigenfahren, ebenso der Achter-Steuerrohrreigen der Männer.

Freilich erinnert die Ausstellung auch an die dreimalige Weltmeisterin Andrea Barth mit Auszeichnungen, Trikot und Weltmeisterschaftsrad von 1994. Da dürfen auch die aktuellen Hoffnungsträger, die Europameisterinnen Carla und Henriette Hochdorfer und der Deutsche Schülermeister Moritz Herbst, nicht fehlen.

1909 war der Wendlinger Verein als Arbeiter-Radfahrerverein Solidarität gegründet worden. 1913 schloss er sich mit dem Radfahrverein Union unter der neuen Bezeichnung Radfahrerverein Solidarität Wendlingen zusammen. Nur wenig später, 1928, benannte er sich um in Rad- und Kraftfahrerverein Solidarität, nachdem sich eine Motorrad-Gruppe gebildet hatte. Nachdem die Vereinsfahne im Dritten Reich verbrannt worden war, hatte sich der Verein zum 90-jährigen Jubiläum selbst eine Freude gemacht und sich ein neues Banner zugelegt. Dies darf in der Ausstellung natürlich nicht fehlen.

Siegfried Bauer, 16 Jahre lang Vorsitzender des Radsportvereins und passionierter Sammler seit 20 Jahren, hat seine private Sammlung durchforstet und präsentiert in der Sonderausstellung, die bis zum 19. Juli im Stadtmuseum zu sehen ist, alles rund ums Rad und natürlich viele Dokumente wie Fotografien, Bilder, Plakate, Zeitungsausschnitte, Autogrammkarten, Sonderbriefmarken, Pokale, Gläser, Anstecknadeln und Medaillen zur Vereinsgeschichte. Bauer darf allein 1000 Bilder sein eigen nennen. Besonders wertvoll ist eine Brosche aus dem Jahr 1904, sie war eine hohe Auszeichnung für erfolgreiche Vereine. Protokollbücher, Bannerschleifen, Radfahrer-Jahreskalender – Bauers Sammelleidenschaft ist schier grenzenlos, so hat er unzählige historische Postkarten zusammengetragen, von denen er die schönsten in der Ausstellung präsentiert. Schon dies allein ist für alle Radinteressierte ein unbedingtes Muss.

Im Obergeschoss erwartet die Besucher außerdem eine Diaschau über die Geschichte des Vereins und ein Streifen über die Weltmeisterin Andrea Barth, zusammengestellt von Jürgen Steffen.

Auch Ewald Dubb, Konstrukteur zahlreicher Nachbildungen historischer Fahrräder, zeigt einen Teil seiner Sammlung, darunter einige Hochräder für Kinder. Ergänzt werden die Räder durch historisches Fahrradzubehör wie Kindersitze, Hupen, Lenker und Bremsen. Auch wird der Besucher auf eine der ersten Gangschaltungen aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts stoßen. Eine Rarität sind darüber hinaus eine Radlampe, beleuchtet mit Kerze, und eine Karbidlampe, beide um 1870/80.

Dubbs Leidenschaft begrenzt sich nicht nur auf den Nachbau historischer Räder, sondern er hat ebenso eine Freude am Bau von Miniaturrädern, wovon er einige in der Ausstellung zeigen wird. Darunter das Modell eines Tretkurbelrads, das 1853 von Moritz Fischer erfunden wurde. Zu den Besitzern eines solchen Rädchens aus der Werkstatt Dubbs gehört übrigens auch der Schraubenkönig Würth.

Ganz besonderes Augenmerk gehört einem Miniaturrad mit Pedalen, die das Hinterrad antreiben. An und für sich wäre dies nichts Besonderes. Doch die Konstruktionszeichnung soll von keinem Geringeren als Leonardo da Vinci aus dem 15. Jahrhundert stammen, lange bevor das erste Rad überhaupt erfunden war. Doch die Fachwelt ist sich da uneins, ob die Zeichnung vom Meister persönlich ist oder doch viel später entstanden ist.

Ewald Dubb hat mit der Historischen Gruppe, die heuer ihr Zehnjähriges feiert, bereits für viel Aufsehen gesorgt. Als Historiengruppe unzähliger Festzüge und Jubiläen kommt sie in ganz Baden-Württemberg herum. Mehrfach war die Gruppe auch schon im Fernsehen oder hat an der Steuben-Parade in New York teilgenommen, wo die historischen Räder mit ihren Fahrern in stilechter Kleidung für Aufsehen gesorgt haben.

Die Sonderausstellung „100 Jahre Radsportverein Wendlingen“ findet vom 17. Mai bis 19. Juli im Wendlinger Stadtmuseum statt, Kirchstraße 4 bis 6, www.museum-wendlingen.de. Die Öffnungszeiten sind donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Siegfried Bauer (rechts) und Ewald Dubb (links) sind gerade mit einem Team der Historischen Radsportgruppe zugange, die Ausstellung im Stadtmuseum aufzubauen. Neben Repliken historischer Räder sind auch Miniaturmodelle (hier ein Delphinrad in der Hand von Dubb) und weitere Gegenstände zu sehen. gki