Wendlinger Zeitung vom 16.03.2011
Zu Ostern treibt es das Stadtmuseum bunt
Sonderausstellung zu Ostern im Wendlinger Stadtmuseum:
„Eierbecher und mehr . . .“ – Aus der Sammlung von Dietberga Peter
„Eierbecher und mehr . . .“ heißt die Sonderausstellung im Wendlinger Stadtmuseum, die am kommenden Sonntag, 20. März, um 11 Uhr eröffnet wird.
VON GABY KIEDAISCH
WENDLINGEN. Der Museumsverein Wendlingen präsentiert die Sonderausstellung bis zum 15. Mai im Dachgeschoss des Stadtmuseums. Mit einem Augenzwinkern hat Dietberga Peter die Exponate für die diesjährige Oster-Ausstellung zusammengestellt: während die Ausstellung im vergangenen Jahr das Osterei in den Mittelpunkt gestellt hat, ist diesmal das Augenmerk auf die Tischkultur, mit Eierbechern, Eiersets, Eieruhren, gerichtet: da entdeckt der Besucher Eierbecher in Form von lustigen Köpfen und rennenden Beinen, da ist Napoleons Konterfei auf einem feinen Porzellan-Eierbecher verewigt oder wird ein stilisiertes brütendes Huhn aus Keramik, mit heißem Wasser gefüllt, als Eierwärmer verwendet.
Rund 1000 Exponate bekommen die Besucher in der Ausstellung zu sehen. Seit 60 Jahren sammelt Dietberga Peter bemalte Eier, die Eierbecher und anderen Gebrauchs- und Deko-Gegenstände sind mit der Zeit hinzugekommen.
Die Vielfalt an Eierbechern ist enorm, sowohl im Material als auch in der Ausführung: Eierbecher aus Plastik, Glas, Holz, Korb, Ton, Lack, Zinn, Horn, Messing, Marmor, verziert mit Stroh, Email, Scherenschnitten. Einige Stücke sind aus Opalglas, hergestellt vor dem Ersten Weltkrieg im Elsass. Ein besonderer Eierbecher in der Sammlung stammt aus Frankreich und hatte auf der Expo in Paris 1900 den ersten Preis gewonnen. Streuhasen von Goebel aus der Zeit von 1925 bis 1930 oder Porzellandekorationen mit Hasen- und Eiermotiven von Manufakturen aus Limoges oder von Rosenthal hat die Sammlerin auf Märkten und Messen erstanden. Zu ihren Lieblingsstücken gehört Feinkeramik von Rösler mit zarten Rosenmotiven auf Salzstreuer und Eierbechern.
Viele Epochen haben ihren Beitrag geleistet, da gibt es Eierbecher aus der Jugenstil-Zeit oder dem Art déco, da gibt es Andenken-Eierbecher vom Bodensee und sogar aus Dettingen/Teck.
Viele der in der Ausstellung gezeigten Eier sind von Dietberga Peter selbst von Hand meisterhaft bemalt worden. Andere von Künstlern aus China, Russland, England, Frankreich, Siebenbürgen, dem Böhmerwald oder aus dem Buchenland, der Bukowina, eine historische Landschaft in der heutigen Ukraine, in Rumänien und Moldawien. Hier hat das Bergvolk der Huzulen noch bis heute eine Tradition bewahrt: kunstvoll verzierte Hühner- und Gänseeier mit ihren geometrischen Mustern, keines gleicht dem anderen, werden in vielen Schritten mit der Batiktechnik hergestellt. Davon sind in einer Vitrine eine ganze Reihe „beschriebener“ 30 bis 40 Jahre alte Eier zu sehen im Verbund mit Metall-Eierbecher-Sets, die nur vollständig sind, wenn der Salzstreuer, meist aus Glas, nicht fehlt. Die Ausstellung befasst sich deshalb auch mit der Tischkultur an Ostern.
Dietberga Peter kennt das Eierfärben und -bemalen zu Ostern noch aus ihrer eigenen Kindheit. Dafür hatte man sich früher viel Zeit genommen. Heute ist das aufwendige Eierkratzen, wohl auch wegen der vermeintlich fehlenden Zeit, aus der Mode gekommen. Doch nach wie vor gibt es Künstler und Künstlerinnen, die diese Traditionen pflegen. Auf den jetzt überall zu sehenden Osterausstellungen und -märkten kann man sich ein Bild davon machen – und vielleicht bekommt der eine oder andere Lust, sich einmal selbst diesem Brauch zu widmen.
Apropos Eierbechersets: manche kommen als einzelne Eierbecher bis hin zu 24 Eierbechern mit Salz- und Pfefferstreuer und sogar Senftöpfchen daher – für jede Größe einer Gesellschaft und für jeden Geschmack eben.
Was es im Übrigen mit dem wundersamen Floh-Ei aus Holz (wohl auch das älteste Stück der Sammlung) auf sich hat, dieses Geheimnis wird Dietberga Peter am Sonntag zur Eröffnung um 11 Uhr lüften.
Die Sonderausstellung im Stadtmuseum, Kirchstraße 4 bis 8, ist donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet; außerdem am Ostermontag von 14 bis 17 Uhr.
Ein Lieblingsstück der Sammlerin: ein stilisierter Eierbecher mit einem Kücken in der Kleidung eines Dienstmannes, das ein Gefäß befördert. Fotos: gki
Die Künstlerin und Sammlerin Dietberga Peter (Bild) aus Wendlingen sammelt nicht nur alles, was mit Eierbechern und dem Ei zu tun hat, sondern sie bemalt sie auch.
Wendlinger Zeitung vom 01.02.2011
Im Stadtmuseum startet das Landesschaumobil
Landesschau Baden-Württemberg dreht diese Woche in Wendlingen und berichtet über Menschen, Geschichte, Kultur und Wirtschaft
VON GABY KIEDAISCH
WENDLINGEN. „Und war das etwas Besonderes, damals einen Bahnhof zu haben?“, fragt Reporterin Aita Koha nach. Und ob das etwas war, 1859 hatten hauptsächlich Großstädte einen Bahnhof. Mit dem Ausbau der Schiene auf der Neckartal-Bahn von Plochingen nach Reutlingen gab es in den ersten Jahren lediglich noch den Unterboihinger Bahnhof. – Lena Knapp weiß darüber genau Bescheid, denn sie ist eine der Führerinnen im Wendlinger Stadtmuseum. Und da beginnt auch die „Landesschau-Mobil“-Reihe aus Wendlingen – eigentlich ja aus Unterboihingen, wie der Fernsehzuschauer im Laufe der Sendung noch einige Male feststellen wird.
Seit gestern ist das Landesschau-Mobil des SWR-Fernsehens zu Gast in Wendlingen. Eine ganze Woche lang wird es täglich mit der Landesschau-Reporterin Aita Koha und dem vierköpfigen Fernsehteam immer woanders drehen. Gestern im Stadtmuseum, heute bei der Firma Schiedmayer in der Schäferhauser Straße, morgen im Olympiastützpunkt Tischtennis im Schulzentrum Am Berg, am Donnerstag beim Energieversorger EnBW und am Freitag bei der Firma Festool. Last but not least werden am Montag drauf die historischen Fahrräder von Ewald Dubb in den Fokus genommen.
Stets auf der Suche nach der besonderen Geschichte erfahren die Fernsehzuschauer, welche Traditionen in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde bewahrt werden, welchen großen Sohn oder Tochter sie hervorgebracht hat, welche Industrie typisch ist, was es an Kulinarischem Besonderes gibt. Beim Besuch des Landesschau-Mobils hat der Museumsverein den Ofen im Backhäusle neben dem Stadtmuseum angeheizt. Der Duft von frisch gebackenem Holzofenbrot, Zwiebelkuchen, Dätschern und süßen Kuchen breitet sich bis in den Dachstuhl des Museums aus, wo das Team gerade dreht. Dort ist auch ein Teil der Industriegeschichte der ortsansässigen Wirtschaftsunternehmen untergebracht wie von den Firmen Otto oder Behr. Da darf die Erfindung der Dreischicht-Spanplatte von Behr, aus dem Jahre 1950, freilich nicht fehlen. Lena Knapp, 25 Jahre und von Beruf Logopädin, gibt als Museumsführerin souverän Auskunft. Über ihren Vater, der ebenfalls im Museumsverein aktiv ist, hat sie den Aufbau des Museums hautnah miterlebt und Interesse an der Stadtgeschichte gefunden.
Trotzdem müssen die Einstellungen ein paar Mal wiederholt werden – bis der Kameramann und die Tontechnikerin mit dem Ergebnis zufrieden sind. Mal stimmt das Licht nicht, dann schlägt von neben an die Kirchturmuhr von St. Kolumban, sodass die Fragen von Aita Koha im Geläut untergehen. – Macht nichts. Das Team ist gut drauf, trotz hoch konzentrierter Arbeit darf auch der eine oder andere Spaß nicht fehlen.
„Wenn die Einheimischen auch noch etwas Neues über ihre Stadt erfahren“, schmunzelt Aita Koha, das sei für sie das Salz in der Suppe bei dieser Entdeckungstour durchs Ländle. Auf die bereitet sich die Reporterin stets gut vor. Bevor überhaupt der erste Dreh stattfindet wird recherchiert, viel gelesen und werden Gespräche über die jeweilige Kommune geführt. – Von Wernau sei sie früher nach Wendlingen ein paar Mal mit dem Fahrrad gefahren, erzählt die sympathische Reporterin. Von daher sei ihr die Stadt mit den beiden Stadtteilen, der eine überwiegend katholisch und der andere evangelisch, schon vorher ein Begriff gewesen.
Landesschau-Mobil strahlt die Filme aus Wendlingen vom 21. bis 25. Februar täglich gegen 19.40 Uhr aus und am Samstag, 26. Februar, um 18.45 Uhr mit einer Zusammenfassung von der ganzen Woche.
Lena Knapp (rechts), Führerin im Stadtmuseum, gab SWR-Reporterin Aita Koha (Zweite von rechts) versiert Auskunft über die Stadtgeschichte. gki
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